22. Sonntag im Jahreskreis 28.08.2022 Lesejahr C

„Jesus kam an einem Sabbat in das Haus eines führenden Pharisäers zum Essen. Da beobachtete man ihn genau.“ Lk 14, 1

„Wenn wir durch die Straßen gehen, fixieren wir unsere Blicke auf unseren Herrn, der sein Kreuz vor uns trägt, auf die heilige Jungfrau, die uns anschaut, auf unseren guten Engel, der an unserer Seite ist. Wie schön ist das, dieses innere Leben! Es schenkt uns die Einheit mit dem guten Gott!“ °Pfr. von Ars

Jesus war bereits gewarnt worden, dass Herodes Ihn töten will und Er lieber von hier fortziehen sollte (Lk 13, 13). Nun heilt Er am Sabbat im Haus eines führenden Pharisäers einen Mann, der an Wassersucht litt. Diese Heilungsgeschichte wird im  heutigen Evangelium ausgelassen, ist aber ganz wesentlich.

Der Herr wird beobachtet, um Ihn anklagen und töten lassen zu können.

 Auch Jesus schaut auf die Gäste, so dass Er bemerkt, dass sie sich den Ehrenplatz aussuchen wollen. Ebenso hat auch Maria hat bei der Hochzeit in Kana auf die Gäste geschaut und bemerkt, dass ihnen der Wein fehlt.

Jesus sieht, was den Gästen fehlt, um zur himmlischen Hochzeit  zu gelangen.

Welcher Unterschied im Blick der Pharisäer und  des Herrn mit Seiner Mutter! Die einen wollen vernichten, Jesus aber und Maria wollen ergänzen, helfen und führen. So zeigen sie uns den Blick des Vaters, der allezeit auf uns in Liebe schaut und uns einlädt: „Suchet mein Angesicht“ (Ps.27,8). Viele Psalmen ermuntern uns, das Angesicht Gottes zu suchen.

Leider ist das Geschenk, vor dem Angesicht Gottes leben zu dürfen, oftmals missverstanden worden, so als ob Gott ständig auf die Fehler des Menschen aufpasst, um ihn zu bestrafen. Wie sehr wurde dadurch die Liebe Gottes verdunkelt!

Jesus wird den Weg der Erniedrigung bis zum äußersten gehen, um den Menschen erhöhen zu können. Auf diesem Weg möchte Er möglichst viele, auch die Pharisäer, mitnehmen und weiß, dass der Preis hierfür Sein Leben sein wird.

In Seinem Herzen sieht Er wohl aber auch die vielen, die in Zukunft mit Ihm den Weg der Erniedrigung gehen werden, um nicht nur selbst zur ewigen Hochzeit zu gelangen, sondern auch viele mitnehmen zu können.

Der Pfarrer von Ars war einer von ihnen. Er lehrt uns, ständig den Blick auf den Herrn, seine Mutter und den Schutzengel zu fixieren, um das einzig wesentliche Ziel des Lebens zu erreichen: die Einheit mit dem guten Gott in der ewigen Herrlichkeit, die schon hier beginnt.
4.08.2022 ih

Aus: °Joseph Vianey, Le Bienheureux Curé d’Ars, 1923,  S. 177 übersetzt ih