29. Sonntag im Jahreskreis 17.10.2021 Lesejahr B

 

„ Meister, wir möchten, dass du uns eine Bitte erfüllst. Er antwortete: Was soll ich für euch tun?“ Mk 35f

„Wenn ich Priester wäre, möchte ich viele Seelen retten.“ ° Pfr. von Ars

Es wäre zu einfach, als Motivation von Jakobus und Johannes, die Jesus selbst Donnersöhne genannt hat (Mk 3,17), nur das Streben nach Macht zu unterstellen. Sie sind ergriffen vom Herrn und Seiner Botschaft und erfüllt vom Eifer, diese anderen weiterzugeben, damit auch sie von der Freude am Herrn erfüllt werden.

Sie möchten Feuer vom Himmel herabrufen auf das Dorf, dass Christus nicht aufnimmt (Lk 9, 54). Machtvoll und schnell soll nach ihren Vorstellungen das messianische Reich eingesetzt werden.

Haben auch wir nicht schon manchmal tief in unserem Herzen von größerem Einfluss geträumt, damit endlich die so lang ersehnte Neuevangelisierung Europas Wirklichkeit wird?

Heute fragt der Herr auch uns: Was soll ich für euch tun?

Auch der Pfarrer von Ars hat auf diese Frage geantwortet. Er will als Priester Seelen retten. Aber der Weg dorthin war mit vielen Widrigkeiten verbunden und der Dienst als Priester für die Rettung der Seelen war noch unvergleichlich schwerer.

Warum war das so und wird immer so bleiben?

Wer im Dienst des Herrn stehen will, ganz gleich an welchem Platz, muss in den Herrn selbst verwandelt werden. Und das ist eine lebenslange Aufgabe. Als gefallene Kinder Adams ist uns nicht bewusst, wie weit unser menschliches, bürgerliches, scheinbar so normales Denken und Leben so gar nicht dem Wesen Gottes und Seinem Willen entspricht. Ja, im Herrn werden wir eine Neuschöpfung, so wie Gott den Menschen am Anfang gedacht hatte. Aber dies ist mit vielen Schmerzen, Enttäuschungen, Ängsten und Nöten verbunden, nicht nur für verfolgte Christen, sondern für alle in der Nachfolge des Herrn.

„Mein Gott!“ … „wie lange denn soll ich immer mit Sündern verkehren; wann werde ich denn endlich bei Heiligen sein?!...“ „Nein,“ sagte er einstmals, das Gesicht mit Tränen überronnen und mit dem Ausdruck des tiefsten Schmerzes, „es gibt in der Welt nichts Unglücklicheres, als einen Priester. Wozu denn lebt er? Nur, um zu sehen, wie der gute Gott beleidigt wird, sein heil. Name geschändet, seine Gebote übertreten, seine Liebe verhöhnt wird.“°²

Trotz dieses Leidens ist der Pfarrer von Ars niemals von seinem Ziel, Seelen zu retten, abgewichen und wurde so immer mehr in Jesus Christus verwandelt. So konnten Menschen in seiner Nähe den Herrn selbst erfahren und sich dem Strom der Gnade Gottes zu einer tiefen Umkehr öffnen, manchmal unmittelbar vor dem Tod.

Lassen wir uns vom Pfarrer von Ars führen auf dem Weg der Neuschöpfung als Kinder Gottes gerade auch in unserer teilweise so verworrenen und geistlich bedrängten Zeit.
15.09.2021 ih

° Aus. Francis Trochu, Der Pfarer von Ars, 2001, S.43
°²  Alfred Monnin, Leben des im Jahre 1859 im Rufe der Heiligkeit verstorbenen Pfarrers von Ars, Joh. Bapt. Maria Vianney, 2. Bd. 1863, S.172f