Fest der Heiligen Familie 27.12.2020 Lesejahr B
„Sein Vater und seine Mutter staunten über die Worte, die über Jesus gesagt wurden… Als seine Eltern alles getan hatten, was das Gesetz des Herrn vorschreibt, kehrten sie nach Galiläa in ihre Stadt Nazaret zurück.“ Lk 2,33; 39
„Ja, als Christen … müssen wir uns gegenseitig zu unserer Rettung helfen, weil wir Kinder desselben Vaters sind und dazu bestimmt sind, in den Himmel zu kommen und dort zu herrschen… Denkt daran, welche Sorgen und Vorkehrungen Väter und Mütter treffen müssen, um die Seelen ihrer armen Kinder zu retten, die einen Teil ihrer selbst sind und die ihnen der gute Gott anvertraut hat wie einen Schatz, für den er eines Tages furchterregende Rechenschaft von ihnen verlangt.“ °Pfr. von Ars
Von Maria und Josef hören wir bei der Darstellung Jesu im Tempel kein Wort. Es sprechen andere, Simeon und Hanna, zwei alte Menschen, denen nach jahrelangem Warten im Gebet auf das Erscheinen des Messias nun dieses Geheimnis endlich am Ende ihres Lebens offenbart wird. So wie Josef und Maria sind sie hörende und mit empfangende Menschen.
Sind Eltern nicht immer wieder der Meinung, dass sie ihr Kind kennen würden, und zwar besser als andere? Bei Josef und Maria ist es anders. So wie der Pfarrer von Ars es in seiner Predigt über die elterlichen Aufgaben ausdrückt, so haben sie Jesus als Geschenk des Vaters empfangen, das ihnen anvertraut wurde. Der Vater Jesu ist auch ihr Vater, der ihnen die Verantwortung für das Kind übertragen hat.
Dieser Perspektivwechsel ist von ganz wesentlicher Bedeutung. Wie viele Eltern versuchen in ihren Kindern die eigenen Vorstellungen zu verwirklichen in der Meinung, dass sie am besten wüssten, was für ihr Kind gut ist. Viele gut gemeinte, aber dennoch schmerzliche Verletzungen aus der Kinderzeit sind die Folge.
Am 8. Dezember 2020 hat Papst Franziskus das Jahr des heiligen Josef ausgerufen, um genau auf die Bedeutung dieses hörenden, schweigenden Dienens hinzuweisen. Er führt aus, dass man nicht Vater wird, in dem man ein Kind in die Welt setzt, sondern indem man sich darum verantwortungsvoll kümmert. Dies sei die Frucht der „keuschen“ Liebe, die den andern nicht festhält und nicht besitzen will.
Wir können nur dankbar sein für dieses Gnadengeschenk, das Papst Franziskus nicht nur der Kirche, sondern der ganzen Welt in diesem Jahr des heiligen Josef machen will. Wie sehr lechzen Menschen nach uneigennütziger Liebe, die sie ganz bejaht, selbst wenn sie den Vorstellungen anderer nicht entsprechen und auch nicht entsprechen können.
Jean-Marie Vianney hat seinen Dienst genauso wie der heilige Josef verstanden - sein Waisenkinderhaus hat er bewusst der geistlichen Obhut des heiligen Josef anvertraut. Nehmen wir seine Hilfe an, dass auch wir zu dieser ganz uneigennützig keuschen Liebe gelangen.
14.12.2020 ih
° Aus: Pfr. von Ars, Predigt über die Aufgaben von Eltern:
http://jesusmarie.free.fr/jean_marie_vianney_cure_d_ars_sermons_tome4.
übersetzt ih