5. Fastensonntag (Passionssonntag) 21.03.2021 Lesejahr B

 

„Herr, wir möchten Jesus sehen.“ Joh 12,21

„ Wenn ihr Gottes suchet, werdet ihr ihn finden.“ °Pfr. von Ars

Gott sehen, das ist wohl die tiefste Sehnsucht des Menschen Herz, selbst wenn es ihm nicht bewusst ist. Allein in der Anschauung Gottes erwarten wir die Erfüllung aller unserer Sehnsüchte, Hoffnungen und Wünsche.

 

Jesus sehen, wollten die Griechen- also Heiden, die zum Paschafest in Jerusalem zur Anbetung Gottes gekommen waren.  Sie hatten wohl eine Ahnung, dass in Jesus mehr als nur ein Mensch zu sehen ist. So wagten sie es auch nicht, direkt zu Jesus zu gehen, sondern wandten sich mit ihrer Bitte an Philippus. Aber auch dieser, der doch schon längere Zeit mit Jesus beisammen war, wagt es offensichtlich nicht, unmittelbar diese Bitte weiterzugeben. Er wandte sich an Andreas. Nur gemeinsam gingen sie zu Jesus.

Aber diese Bitte wird nicht so wie gewünscht erhört. Jesus verweist auf die Stunde Seiner Verherrlichung, die Stunde, in der Er als Weizenkorn in die Erde fällt und stirbt. Und wer Ihn sehen will, muss Ihm nachfolgen, muss dort sein, wo Er – der Herr- ist. Jesus ist in Seiner Seele erschüttert und doch Er geht diesen Weg, um den Menschen in die Verherrlichung mit hineinzunehmen, so dass der Mensch Ihn wirklich – in Seiner Gottheit und Menschheit - sehen kann.

Und der Herr wird bestätigt durch die Stimme Seines Vaters vom Himmel, der Ihn schon verherrlicht hat und Ihn wieder verherrlichen wird, auch in all denen, die Ihm nachfolgen werden.  

Sehen ist also nicht, nur einmal einen Blick auf Jesus werfen, sondern erfordert die gesamte Existenz, die Hingabe des Lebens.

Der Pfarrer von Ars hat sein Leben darauf ausgerichtet, den Herrn zu suchen, Ihn zu schauen, um immer bei Ihm zu sein. Aber auch er hat so wie die Griechen auf diesem Weg die Hilfe anderer, besonders auch der Heiligen, in Anspruch genommen.

„Ich räume den Heiligen hier auf Erden gerne einen schönen Platz ein, damit sie mir einen kleinen Platz im Himmel bereiten.“ °²

Der Weg, mit Hilfe anderer den Herrn zu sehen, ist ein Spiegel des Lebens im dreifaltigen Gott. Im Heiligen Geist wirkt der Vater im Sohn, sodass der Herr sagen kann: „Wer mich sieht, sieht den, der mich gesandt hat“ (Joh 12,45). Im Heiligen Geist ehrt der Sohn den Vater.

In Gemeinschaft des dreifaltigen Gottes ist Leben. So sind auch wir zur Teilnahme an dieser Gemeinschaft eingeladen - mit unseren Mitmenschen hier auf Erden und mit den Heiligen im Himmel.

So hat der hl. Pfarrer von Ars nicht nur die heilige Philomena, sondern besonders auch den hl. Josef um seinen Schutz angerufen. In diesem Jahr des heiligen Josef können wir ebenso wie der Pfarrer von Ars mehr als sonst den heiligen Josef bitten, uns zu Jesus zu führen, damit auch wir Ihn in der Stunde Seiner Passion, die die Stunde seiner Verherrlichung ist, sehen können.
1.03.2021 ich

Aus: Jean-Marie Vianney Der heilige Pfarrer in seinen Gesprächen und Predigten, hrsg Bernard Nodet, !959, S.81

°² ebenda. S. 304