Palmsonntag 28.03.2021 Lesejahr B

 

„Jesus fand einen jungen Esel und setzte sich darauf – wie es in der Schrift heißt: Fürchte dich nicht, Tochter Zion! Siehe, dein König kommt; er sitzt auf dem Fohlen einer Eselin.“ Joh 12,14f

Die Demut, die Königin der göttlichen Tugenden… war für Vianney wahrhaft Meisterin seines Lebens und seiner Vollkommenheit. Sie warf ihren Glanz über seine ganze Persönlichkeit. Ségur, der ihn im Jahre 1858 aufsuchte, war der Meinung, diese Tugend allein würde genügen, ihn zur Ehre der Altäre zu erheben.

Als der erblindete Prälat ins Schloss zurückkehrte, … konnte er sich über die Demut des Pfarrers von Ars nicht genug tun. „Sie kam ihm wie ein wahres Wunder vor“, berichtet die Gräfin des Garets, „inmitten dieses gewaltigen Andranges, der für den guten Pfarrer eine ununterbrochene Versuchung zur Eigenliebe sein musste.“°

 

Triumphal war der Einzug Jesu nach Jerusalem. Die Menge war begeistert, hatte Er doch gerade Lazarus vom Tod erweckt. Aber der Herr verkündet durch sein Verhalten, wo der wahre Triumph liegt. Er sitzt auf einem jungen Esel, den wir an Weihnachten an der Krippe gesehen haben. „Der Ochse kennt seinen Besitzer und der Esel die Krippe seines Herrn; Israel aber hat keine Erkenntnis, mein Volk hat keine Einsicht (Jes 1,39).

Auch die Eselin des Sehers Bileams hat den Herrn erkannt, der sich in den Weg gestellt hat, um eine Verfluchung des Volkes der Israeliten auf dem Weg ins Gelobte Land abzuwehren (Num  22,28ff). Bileam jedoch konnte den Herrn zunächst nicht erkennen.

Die stumme Kreatur erkennt den Herrn, nicht aber die Menschen, denen Jesus das Reich Gottes unter großen Zeichen und Wundern verkündet hatte. Sie sahen nur die Zeichen, verstanden aber nicht Seine Botschaft. Welche Einsamkeit muss im Herzen des Herrn gewesen sein! Aber in Demut, für den der Esel steht, hat  Er auch dies auf sich genommen zu unserem Heil, zu unserer Erlösung.

Triumphal wurde auch der Pfarrer von Ars in den letzten Jahren seines Lebens ständig von Menschenmengen umringt, die ihm alle Ehrerbietung entgegenbrachten. Dies aber hat sein Herz nicht berührt. In allem Guten sah er allein die Hand des Herrn.

Er litt ständig daran, dass der Gute Gott so viel beleidigt wird. In seinem Herzen spürte er die Schmerzen des Herrn über die vielen Sünden, die er tagtäglich in der Beichte erfahren hat. Er nahm Anteil an der Einsamkeit des Herrn, der von den Menschen nicht angenommen wird. In dieser demütigen Anteilnahme wurde er immer mehr eins mit dem Herrn, der so durch ihn in vielen Herzen der Menschen das Reich Gottes einpflanzen konnte.

Lassen wir uns in dieser Karwoche vom heiligen Pfarrer von Ars an der Hand nehmen und in tiefer Demut den Herrn begleiten, der auch mit uns Sich ganz  vereinen will.
8.03.2021 ih

°Aus: Francis Trochu, Der Pfarrer von Ars, 2001, S.394