13. Sonntag im Jahreskreis 27.06.2021 Lesejahr B

 

„Sofort stand das Mädchen auf und ging umher. Es war zwölf Jahre alt. Die Leute waren ganz fassungslos vor Entsetzen. Doch er schärfte ihnen ein, niemand dürfe etwas davon erfahren;“  Mk 5,42f

Bei einer anderen Gelegenheit, wo er die Heilung eines Gichtbrüchigen bewirkt hatte, welcher sich an ihn wandte und zugleich geheilt fortging, und die ganze ihn umgebende Menschenmenge ihre Verwunderung und Erkenntlichkeit darüber ausdrückte, beklagte sich der fromme Priester, ergriffen von dieser öffentlichen Kundgebung und der Wirksamkeit seiner Bitten, bei der angerufenen Heiligen darüber, indem er mit einer Demut, welche das ganze Geheimnis seiner Macht verriet, zu ihr sprach: „Ach heilige Philomene, wenn du mir solche Gnaden gewährst, so tue es im Geheimen. Heile diese Leute in ihrer Heimat, und erspare mir in Zukunft ähnliche Verwirrung, wie ich sie in diesem Falle empfunden habe.“ ° Pfr. von Ars

 

Jesus heilt eine Frau, die zwölf Jahre an unheilbaren Blutungen gelitten hatte, und erweckt die zwölfjährige Tochter des Synagogenvorstehers Jarus vom Tod zum Leben. Das ist so unbegreiflich, dass sich nicht Freude darüber in der Menschenmenge ausbreitet, sondern Entsetzen und Fassungslosigkeit. Und dann die scharfe Anweisung, darüber nicht zu reden. Völlig unverständlich!  Der Herr kennt doch die Menschen, die über Ungewöhnliches immer sprechen und so etwas Unvorstellbares noch nie erlebt haben. Aber es muss dem Herrn unaufgebar wichtig sein, wenn Er trotzdem das Schweigen befiehlt.

Jesus ist gekommen, um den Bund Gottes mit Seinem Volk zu erneuern. Seine großen Zeichen sind der Beweis Seiner Vollmacht, die Er vom Vater erhalten hat. So kann Er es nicht hinnehmen, dass die Menschen bei dem spektakulären Ereignis stehenbleiben, ohne die tiefere Botschaft auch nur zu erahnen.

Es gab in der ganzen Umgebung mit Sicherheit auch weitere Kranke und Tote, die keine sichtbare Hilfe vom Herrn erfahren haben. Wandte Er sich dann nur einigen Wenigen zu und die Anderen mussten leer ausgehen? Dieser allzu menschliche Eindruck kann leicht entstehen, wenn jemand so erkennbar Heil  erfährt.

Die Sichtbarkeit des Heils ist jedoch nur ein Hinweis auf die Fülle des ewigen Heils für alle, was auf dieser Welt nicht sichtbar sein kann.  Der Herr will den Blick der Menschen vom rein irdischen Leben auf das Leben beim Vater in Herrlichkeit, zu dem alle gerufen sind, lenken. Er vollbringt die Werke des Vaters für alle zur ewigen Vollendung.

So möchte auch nicht der Pfarrer von Ars, dass die Menschen weder bei der Heilung eines Kranken noch bei seiner eigenen Person stehenbleiben. Er möchte die Menschen zum Herrn zurückführen. In seiner innigen Vereinigung mit dem Herrn geschehen eben auch ungewöhnliche Zeichen der Heilung, die aber immer Gott selbst vollbringt, niemals der Mensch, der nur Werkzeug ist. Jean Marie Vianney kennt in tiefer Demut seine Stellung vor Gott, dem er sich ganz überantwortet hat. Der Herr allein wirkt.

Bitten wir den Herrn, dass wir Sein Werkzeug sein dürfen,  viel bescheidener, viel unauffälliger, aber ganz in Seiner Hand.
7.06.2021 ih

°Aus. J. Chantrel, Der Pfarrer von Ars, Soest, 1863, S.38f