23. Sonntag im Jahreskreis 5.09.2021 Lesejahr B

 

„Sie staunten über alle Maßen und sagten: Er hat alles gut gemacht; er macht, dass die Tauben hören und die Stummen sprechen.“  Mk 7,37

„Wenn man an die Undankbarkeit des Menschen Gott gegenüber denkt, fühlt man sich versucht, jenseits des Meeres zu flüchten, um sie nicht zu sehen. Es ist erschreckend! Es ginge noch an, wenn der liebe Gott nicht so gut wäre! Aber er ist so gut!“ °Pfr. von Ars

„Gott sah alles an, was er gemacht hatte: Und siehe, es war sehr gut.“ (Gen 1,31)

Die Heilung des Taubstummen hat den Menschen die Augen geöffnet, sodass sie wie ein Echo auf Gottes Wort bei der Erschaffung der Welt sagen konnten, dass Er alles gut gemacht hat. Wenn ein solches Zeichen geschieht, dann ist es leicht, von der Güte Gottes überzeugt zu sein. Und trotz des Verbotes, jemanden davon zu erzählen, verkündigten sie es überall. Damit haben sie aber auch die Chance vertan, die tiefere Botschaft dieses Zeichens zu erkennen.

Wäre Gottes Tun denn nicht gut, wenn der Taubstumme nicht geheilt worden wäre?

Der Pfarrer von Ars hat darunter gelitten, dass die Menschen das Gute, das ihnen Gott gibt, nicht sehen konnten, sondern nur das, was ihnen scheinbar vorenthalten wurde. Er konnte Gottes Güte in allen Geschehnissen in seinem Leben erkennen, mitten im tiefsten Leid, mitten unter dämonischen Belastungen. Immer wieder sprach er vom Guten Gott und schreibt “Gut“ groß entgegen den Regeln im Französischen.

Das Éffata, das der Herr zu dem Taubstummen gesprochen hatte, hatte seine Ohren bereits in der Taufe geöffnet, sodass er die Botschaft Gottes aufnehmen und im Herzen bewahren und erwägen konnte. Niemals mehr wurden seine Ohren dem Wort des Herrn gegenüber taub. Seine Aufgabe sah er darin, den Menschen die Ohren des Herzens für die Güte Gottes in Seinem Wirken und Seinen Worten zu öffnen.

„Sollte der nicht hören, der das Ohr gepflanzt hat …?“ (Ps 94,9) Allein tiefes Gottvertrauen ermöglicht es, auch bei scheinbar unerhörten Bitten die Güte Gottes zu erkennen.

Der Herr wollte die Menschen langsam zur Erkenntnis führen, dass Er durch Sein Leiden ihnen die Erlösung schenken wird und dass so auch unser Leiden niemals umsonst sein kann, wenn wir es mit Ihm gemeinsam annehmen und tragen. Das verwandelt das Leben jedes Einzelnen und das der ganzen Welt. Das ist mehr als überschießende Freude über das einmalige Zeichen der Heilung des Taubstummen.

Die Verkündigung darüber kann erst geschehen, wenn der Mensch die Tiefe des Ereignisses in der  Bedeutung für das ewige Heil  erfasst hat. Dann kommt die Zeit, diese Botschaft allen weiterzugeben.

Der Herr erbarme sich unserer Taubheit auf die Fürsprache des Pfarrers von Ars und öffne uns die Ohren des Herzens, sodass wir Seine Güte bezeugen  können.

2.08.2021 ih

° Aus: Jean-Marie Vianney Pfarrer von Ars hrsg. Bernard Nodet, 1959, S.173