„Der Mann aber ging weg und verkündete bei jeder Gelegenheit, was geschehen war; er verbreitete die Geschichte, sodass sich Jesus in keiner Stadt mehr zeigen konnte; er hielt sich nur noch an einsamen Orten auf.“ Mk 1,45
„Lassen wir die Kinder der Welt reden. Leider sind sie nur allzu blind. Es gibt heute genauso Ungläubige, wie es Ungläubige zur Zeit unseres Herrn gegeben hat. Jesus heilte in Judäa die Kranken, trieb die Teufel aus, weckte Tote zum Leben, und doch glaubten viele nicht an ihn. Er würde heute die gleichen Wunder unter uns wirken, das es auch heute noch Ungläubige gibt.“°
Die spektakuläre Heilung eines unheilbar kranken Menschen ist Aufsehen erregend, damals wie heute. So etwas hat es doch noch nie gegeben. Darüber muss der Geheilte sprechen trotz Schweigegebot. Solche Nachrichten verbreiten sich im Lauffeuer.
Das hat auch der Pfarrer von Ars in gleicher Weise erfahren und darunter ebenso wie Jesus Christus gelitten.
Die Begeisterung ist verständlich. Wenn sie aber nicht zu Umkehr und Glauben führt, ist sie für die Ewigkeit ohne Bedeutung. Und genau um das ewige Heil geht es im Evangelium und ging es dem Pfarrer von Ars. In der göttlichen Vollmacht zeigt Jesus Christus sich als der Sohn Gottes. Aber genau dieser Erkenntnis haben sich damals und auch zurzeit des Pfarrers von Ars viele verschlossen.
Die Heilungen des Herrn und später auch des Pfarrers von Ars in der Kraft Jesu haben Menschen fasziniert, aber doch ihre Herzen für Gott oftmals nicht geöffnet.
Der Herr selbst ist das Wort Gottes und in Ihm sehen wir den Vater. Der Herr entzieht sich all diesem Trubel und geht in die Einsamkeit. Seine Handlungen zeigen uns, welchen Weg auch der Mensch gehen muss, um von der Aufgeregtheit in die Gegenwart des Herrn zu gelangen.
Jean- Marie Vianney ist als Hirte aufgewachsen und hat die Natur von Kindheit an als Weg zu Gott erfahren. Als Prediger greift er daher viele Bilder aus der Natur auf, um so die Menschen hinzuführen in die Stille, die Tiefe, die Einheit mit Gott.
„Die kleinen Vögel singen im Wald. Ich begann zu weinen. Arme kleine Tiere! dachte ich, der gute Gott hat euch erschaffen, um zu singen, und ihr singt … Und der Mensch, der gemacht ist, um Gott zu lieben, liebt ihn nicht!“°²
Die Unterbrechung aller Aufgeregtheit und die Abkehr von allem Trubel sind der erste Schritt zu Wesentlicherem. In der Stille, im Schweigen können wir uns der Gegenwart Gottes aussetzein der Corona-Zeit, in der uns vieles Wichtige und Liebgewonnene genommen wird, damit gerade auch sie eine Zeit der Gnade wird.
22.01.2021 ih
Aus: Jean-Marie Vianney, hrsg Bernard Nodet, 1959, S. 81
°² Mgr. Francis Trochu, le curé d’ars Prédicateur populaire1950, S. 87 übersetzt ih