4. Sonntag der Osterzeit 25.04.2021 Lesejahr B

 

„Deshalb liebt mich der Vater, weil ich mein Leben hingebe, um es wieder zu nehmen. Niemand entreißt es mir, sondern ich gebe es von mir aus hin. Ich habe Macht, es hinzugeben, und ich habe Macht, es wieder zu nehmen. Diesen Auftrag habe ich von meinem Vater empfangen.“ Joh 10,17f

„Wir haben nur unseren Willen zu eigen; das ist das Einzige, über das wir verfügen können,  um den Guten Gott zu ehren. Auch beteuert man, dass ein einziger Akt des Verzichts auf den Willen ihm angenehmer ist als dreißig Tage Fasten.“°
Pfr. von Ars

 

Fünfmal sagt der Herr im heutigen Evangelium, dass Er  sein Leben hingibt - für die Schafe. Niemand entreißt Ihm das Leben und niemand zwingt  Ihn dazu. Es zählen allein der Wille des Vaters und die Liebe des Vaters zum Sohn und durch den Sohn zu den Menschen. Freiheit und Auftrag sind eine Einheit ohne einen inneren Widerspruch, was ein tiefes Mysterium göttlichen Lebens ist. Nur in der Gnade des Glaubens, in einem Leben mit dem Herrn können wir uns diesem Geheimnis immer mehr nähern. Menschlich ist dies nicht zu verstehen, weil ein Auftrag scheinbar unsere Freiheit einengt.

Der Herr hat aber auch die Macht, das Leben wieder zu nehmen. Dazu ist allein Gott fähig.

So offenbart Er sich als der Gute Hirte. Nicht nur die Priester, sondern auch die Gläubigen sind in der Nachfolge des Herrn eingeladen, im je eigenen Stand guter Hirte für den Nächsten zu sein. Erschreckend ist jedoch die Kluft zwischen der Vollmacht des Herrn und unserer Armseligkeit.

Und doch hat nicht nur der Pfarrer von Ars, sondern haben alle Heiligen den Weg der totalen Hingabe gelebt. Scheinbar überholte Worte zeigen uns diesen Weg: Abtötung und Selbstverleugnung, dem eigenen Willen absterben, um in das Leben Gottes hineingeboren zu werden und so das Wirken Gottes in dieser Welt erfahrbar zu machen.

Auf diesem schweren Weg ist die Unterscheidung der Geister unbedingt notwendig. Es geht nämlich keinesfalls darum, ständig den Willen des Mitmenschen zu erfüllen, sondern zu erkennen, wann wir unseren eigenen Willen aufgeben oder durchführen sollen, um Gottes Willen zu erfüllen. Falsche Entscheidungen sind bei unserer menschlichen Schwäche nicht zu vermeiden. Aber genau diese Schwäche hilft uns zu erkennen, wer wir sind und wer Gott ist. So werden wir von Ihm allein immer mehr alles erwarten und uns durch eigene Fehler nicht entmutigen lassen. Sie bewahren uns in der Demut Jesu Christi, die Er dem Vater gegenüber hatte. So nimmt uns der Herr immer mehr hinein das Leben des Dreifaltigen Gottes.

Der Pfarrer von Ars ist diesen Weg in großer Konsequenz gegangen. Wenn wir mit ihm diesen Weg betreten wollen, so wird er unser ständiger Begleiter sein.
9.04.2021 ih

° Aus: Abbé Monnin, Esprit du Curé d’Ars, Nachdruck 2007, S.255 übersetzt ih