2. Adventssonntag 6.12.2020 Lesejahr B

 

„Johannes trug ein Gewand aus Kamelhaaren und einen ledernen Gürtel um seine Hüften und er lebte von Heuschrecken und wildem Honig. Er verkündete: Nach mir kommt einer, der ist stärker als ich; ich bin es nicht wert, mich zu bücken und ihm die Riemen der Sandalen zu lösen.“ Mk 1,6f

„Täglich müsste man beten: Mein Gott, schicke mir deinen Geist, der mich erkennen lässt, was ich bin und wer du bist!“°  Pfr. von Ars

 

Johannes, der dem Herrn vorausgeht, ruft zur Umkehr auf, so dass die eigene Kleinheit vor Gott und die Stärke Gottes immer mehr erkannt wird.

Da in der Heiligen Schrift alle Aussagen eine wesentliche Bedeutung haben, gilt dies auch für die Lebensweise des Johannes. Seine Bekleidung gleicht der des Elias, von dem es heißt: „Er trug einen Mantel aus Ziegenhaaren und hatte einen ledernen Gurt um die Hüften“ (2 Kön 1,8). Dies zeichnet Johannes als Propheten aus.

Aber ist das alles? Die Kleidung und Lebensweise des Johannes ist bereits Verkündigung. Bekleidet mit einem Fell wurde der Mensch im Paradies, gleichsam der erste Schritt von der Rückkehr der Nacktheit vor Gott in eine Bedeckung, um Gott gegenüberstehen zu können, aber eben noch aus dem tierischen Bereich.

Der lederne Gürtel symbolisiert Bereitschaft zum Dienst für den Herrn in Keuschheit, d. h. ganz auf den Herrn ausgerichtet.

Die Heuschreckenplage vor dem Auszug aus Ägypten hat der Herr beendet, als auf die Bitte Pharaos Mose den Herrn darum gebeten hatte. „Der Herr ließ den Wind in einen sehr starken Westwind umschlagen, der die Heuschrecken forttrug und ins Rote Meer warf. Im ganzen Gebiet von Ägypten blieb keine einzige Heuschrecke mehr übrig.“ (Ex 10, 19)

Heuschrecken, Symbol der Bedrängnis von Not innerer und äußerer Art, verschwinden durch das Gebet eines Menschen, der ganz mit Gott vereint ist. Johannes ist auch ein solcher Mensch, der im Auftrag des Herrn die Menschen von allem  befreien will, was ihn auf dem Weg zu Gott hindert.

Auch der Honig, von dem sich Johannes ernährt hat, offenbart die Pläne des Herrn, der Mose versprochen hat, die Israeliten aus dem Elend Ägyptens hinaufzuführen in ein Land, in dem Milch und Honig fließen (Ex 3,17).

Der Weg, den Johannes selber geht und auf den er die Menschen mitnehmen möchte, ist der Weg ins Paradies, dessen Tore Christus durch Seinen Tod und Seine Auferstehung wieder geöffnet hat. Das Leben Johannes des Täufers ist dazu eine umfassende Botschaft.

Der Pfarrer von Ars hat für sich ebenfalls die Aufgabe des Johannes des Täufers gesehen, dem Herrn den Weg zu bereiten. Er lädt ein zum täglichen Gebet um den Heiligen Geist, der allein die eigene Armut, Kleinheit und so die Größe und Stärke Gottes uns erkennen lässt. Auf den ersten Blick scheint dies niederdrückend, ja geradezu niederschmetternd zu sein und doch ist das der Weg zur Freiheit der Kinder Gottes. So wie im dreifaltigen Gott jede Person vom Anderen alles empfängt, sollen auch wir alles von Gott erhalten, um  vergöttlicht zu werden. Lassen wir uns anrühren von der  Botschaft Johannes Täufers und des Heiligen Pfarrers von Ars.
19.11.2020 ih

°Aus: Jean-Marie Vianney Pfarrer von Ars, hrsg. Bernard Nodet, 1959, S.68