„In jener Zeit gingen die elf Jünger nach Galiläa auf den Berg, den Jesus ihnen genannt hatte. Und als sie Jesus sahen, fielen sie vor ihm nieder, einige aber hatten Zweifel.“ Mt 28,16f
„Das Kreuz ist die Himmelsleiter.“ °Pfr. von Ars
Der Herr will nach seinem Tod und seiner Auferstehung den Jüngern in Galiläa begegnen. Dort hatte er sie an den Ufern des Sees Genezareth aus ihrer Tätigkeit als Fischer zu Menschenfischern berufen. Nun aber ruft es sie auf einen Berg, dem Symbol für den Weg nach oben, zum Himmel, zum Vater.
In Taufe, Kreuzigung und Tod ist der Herr hinabgestiegen in alle Not und Elend des Menschen, in die völlige Trennung des Menschen von Gott. Durch Seine Auferstehung ist Er der Weg zum Vater für alle Zeiten geworden. Der Weg des Herrn ging durch die Tiefe hinauf zum Vater für die dem Tod verfallenen Menschheit.
Auch wenn wir oft von der Auferstehung gehört haben, können wir die Bedeutung dieses Ereignisses für unser Leben nie erfassen.
Ohne Christi Leiden, Tod und Auferstehung wären wir für immer von Gott getrennt gewesen.
Der Weg Christi war von Anfang an hart und schwer. Er kann nur noch elf Jünger nach Galiläa senden. Alle Zwölf hatten mit großem Eifer und Liebe begonnen, alle hatten gezweifelt, waren davongelaufen und einer hat ihn verraten. Auch jetzt zweifeln noch einige, obwohl sie die Großtaten des Herrn miterlebt hatten.
Es ist menschlich unfassbar, solch schwachen Menschen den Auftrag zu überantworten, diese Botschaft in die ganze Welt hinauszutragen.
Aber der Herr erniedrigt sich in seiner Kirche weiter - um unsres Heiles willen.
Seine Zusage ist Seine ständige bleibende Nähe bis zum Ende der Welt. Dies muss genügen.
Der Pfarrer von Ars wusste, dass der Weg nach oben zum Vater nur über das Kreuz als Himmelsleiter gehen kann, so wie es Christus vorgelebt hat. Er selbst hat dies in seinem ganzen Leben erfahren. Mit großer Liebe und Eifer konnte er trotz vieler Schwierigkeiten zum Priester geweiht werden, um den Menschen einer religiös verwahrlosten Generation den Weg zum ewigen Heil zu zeigen. Er konnte nicht erkennen, wie segensreich sein Wirken war und hat sich selbst – für uns völlig unverständlich – immer als Hindernis für das Wirken Gottes angesehen. Die Verzweiflung war seine große Versuchung. So wurde er selbst zu einem Bild des Kreuzes. Es haben sich viele Menschen beim ersten Blick auf ihn bekehrt. In ihm konnten sie den Herrn sehen.
Jeder Sonntag war für den Pfarrer von Ars ein Tag der besonderen Anbetung der Allerheiligsten Dreifaltigkeit°². Lassen auch wir uns von ihm in diese Anbetung mit hineinnehmen, um den Herrn auf Seinem Weg und nicht nach unseren Vorstellungen zu folgen.
12.05.2021 ih
Aus: Jean Marie Vianney Pfarrer von Ars, hrsg. Bernard Nodet 1959 S.222
°² Jakobine Klenk nach Alfred Monnin, Johann Baptist Maria Vianney, Pfarrer von Ars, Regensburg, 1872, S.279.