„In jener Zeit nahm Jesus Petrus, Jakobus und dessen Bruder Johannes beiseite und führte sie auf einen hohen Berg.“ Mt 17,1
„Anfang Februar 1818 vernahm Johannes Maria Vianney, Vikar in Ecully, dass Kapelle und Dorf Ars seiner Fürsorge anvertraut seien. Nicht einen Augenblick kümmerte er sich um das Gerede, ob Courbon in die Pfarreien des Gebietes, „das für den Lyoner Klerus eine Art Sibirien geworden war, tatsächlich nur minder zuverlässige Leute sandte“. Treuherzig sucht er den Generalvikar auf, der ihm seine Ernennung mit den Worten überreichte: „Es ist nicht viel Gottesliebe in dieser Pfarrei vorhanden; die werden Sie hineintragen.“ °
Beiseite-genommen-werden muss nicht unbedingt eine positive Erfahrung sein. Petrus, der jetzt beiseite gezogen wird, hat kurz vorher Jesus zur Seite genommen und begonnen, ihn zurecht zuweisen, weil der Herr seinen Jüngern erklärt hatte, dass er nach Jerusalem gehen und von den Ältesten und Schriftgelehrten und Hohepriestern vieles erleiden und getötet werden müsse, am dritten Tag aber auferweckt wird. Jesus hat Petrus heftig zurückgewiesen: Tritt hinter mich, du Satan! (Mt 16, 21ff).
Nun aber darf Petrus die Offenbarung des Vaters erfahren, dass Jesus der geliebte Sohn Gottes ist.
Der Herr sucht Zeugen Seines Erlösungswerkes, was auch für Ihn bei der menschlichen Begrenztheit schwierig ist. Scharfe Zurechtweisung und Offenbarung göttlichen Lichtes helfen den Aposteln später Tod und Auferstehung in rechter Weise erfahren und deuten zu können. So werden sie Zeugen für die Welt von dem wichtigsten Ereignis der Weltgeschichte.
Jesus hat nicht nur damals einzelne Menschen als Seine Zeugen vorbereitet, sondern tut dies durch alle Zeiten.
Auch der Pfarrer von Ars wurde ins Abseits gestellt, weil man ihn für unfähig hielt.
Wir sind geneigt, auf den großen Erfolg des hl. Jean Marie Vianney zu schauen und übersehen dabei leicht die äußeren und inneren Nöte.
Noch ein paar Tage vor dem Tod am 4. August 1859 hat er bei unerträglicher Hitze 16 bis 17 Stunden im Beichtstuhl verbracht, ohne zwischendurch wie die Gläubigen nach draußen zu gehen. Als er mehrfach beim Treppabgehen in seinem Haus in Ohnmacht gefallen war, entschlüpfte ihm das Wort: „Ah! Die Sünder töten den Sünder!“°²
Der Saint Curé war also nicht nur räumlich ins Abseits gestellt, sondern vielmehr innerlich durch die Sünden der Menschen, die ihn erdrückten. Noch mehr fühlte er sich jedoch durch die Erkenntnis der eigenen Sünden im Abseits, was für uns gar nicht vorstellbar ist. Eine solche Erkenntnis ist nur in einer ganz engen Verbindung mit Gott möglich.
Der Saint Curé helfe uns, wenn wir uns irgendwann – und das geschieht doch immer wieder – ins Abseits gestellt fühlen. Er wird uns dann den weiteren Weg zeigen, den Weg zum Herrn.
5.02.2020 ih
°Aus: Francis Trochu, Der Pfarrer von Ars, 2001, S.93f
Joseph Vianey, Le Bienheureux Curé d‘Ars, 1923, S.185