Christkönigssonntag 21.11.2021 Lesejahr B

„Bist du der König der Juden? Jesus antwortete: Sagst du das von dir aus oder haben es dir andere über mich gesagt? Pilatus entgegnete: Bin ich denn ein Jude?“ Joh 18,33b-35

„Obwohl völlig  in Anspruch genommen durch den Gebets-, Belehrungs- und Leitungsdienst blieb der Pfarrer von Ars keinen äußeren Fragen gegenüber gleichgültig, die direkt oder indirekt  die religiöse und soziale Ordnung betrafen. Er hatte einen sehr klaren Einblick in eine Menge von Fragen, die oft auch für Fähigere unlösbar waren und die sich in seinem Denken immer unter dem Aspekt der Ehre Gottes und des Heils der Menschen lösen ließen.“ °

Die Demut Jesu steht dem Stolz und Hochmut des Pilatus gegenüber, der mit seiner Frage „Bin ich denn ein Jude?“ seine Verachtung den Juden gegenüber ausdrückt. Er hat es scheinbar nicht nötig, sich etwas sagenzulassen, weil er selbst die richtige Erkenntnis zu haben meint  und ist doch blind gegenüber der Wahrheit, die in  Jesus Christus vor ihm steht. Er macht sich selbst zum Maßstab in der Beurteilung des Königtums.

Das Königtum Christi ist nicht Macht über andere, sondern ist Hingabe an den Willen des Vaters von der Menschwerdung und der Geburt im Stall an bis zum Tod am Kreuz, um den Menschen das Tor zur Wahrheit und Liebe wieder zu öffnen.

Die Heiligen Drei Könige bzw. Weisen, die von der Ferne kamen, um das göttliche Kind zu suchen und anzubeten, hatten ein demütiges Herz, sodass sie an ihr Ziel gelangten und so auch noch der Retter des Kindes wurden, da sie den Ort des göttlichen Kindes dem machtbesessenen König Herodes nicht verrieten.

Jesus möchte mit Seiner Frage „Sagst du das von dir aus?“ Pilatus an die Wahrheit heranführen. Entscheidend ist nicht, was Andere über Jesus sagen, sondern was der Mensch selbst über Jesus erkennt. Eine ähnliche Frage hatte der Herr auch an die Jünger gerichtet: Ihr aber, für wen haltet ihr mich (Mk 8, 29)?

Wer in Demut mit dem Herrn verbunden ist, kann auch schwierige Fragen der Wahrheit gemäß beantworten. Dies wird vom Pfarrer von Ars berichtet, der sich nicht mit weltlichen Nachrichten befasst hat, um Fragen des alltäglichen Lebens zu lösen und doch dazu fähiger war als manche von der Welt her gesehen Fähigeren.

Lassen wir an uns die Frage heran:  Ist Jesus Christus wirklich der König meines Lebens, der König des Himmels und der Erde? Sagen wir nicht allzu schnell einfach Ja dazu. Schauen wir uns den Platz an, denn der Herr in unserem Leben hat. Ist es wirklich der erste Platz, der einem König gebührt? Lassen wir den Herrn hinein in die dunklen Winkel des Lebens, in denen Er nicht herrschen kann, weil wir Ihm den Zutritt verwehren. Der heilige Pfarrer von Ars möge uns Demut zu diesem Schritt erflehen.
2.11.2021 ih

Aus: Abbé Monnin, Esprit du Curé d’Ars, Nachdruck 2007, s.192, übersetzt ih