„Andreas… traf zuerst seinen Bruder Simon und sagte zu ihm: Wir haben den Messias gefunden – d. h. übersetzt: Christus – der Gesalbte. Er führte ihn zu Jesus. Jesus blickte ihn an und sagte: Du bist Simon, der Sohn des Johannes, du sollst Kephas heißen, das bedeutet: Petrus, Fels.“ Joh 1,40ff
„Beide (d.h. Massiat und sein Freund) stellten sich nun der Sakristei gegenüber; alsbald trat Vianney im Meßgewande aus derselben, und sein Blick fiel beim Heraustreten auf Herrn Massiat; beider Blicke begegneten sich. Massiat versichert, dass dieser E i n e Blick ihn bis auf den Grund des Herzens getroffen habe; unwillkürlich verneigte er sich und bedeckte sein Antlitz mit beiden Händen.“ °
Der Weihnachtsfestkreis liegt hinter uns, wir treten in den Jahreskreis ein d. h. in unser alltägliches Leben mit vielen, auch neuen Begegnungen. Der erste Blick auf einen bis jetzt unbekannten Menschen ist oftmals entscheidend für die weitere Beziehung zu ihm oder sogar auch für das ganze Leben.
Ein Blick Jesu auf Simon reichte, um diesem seine Lebensberufung zu zeigen. Es war der Beginn eines wahrhaft abenteuerlichen Lebens mit Versagen und Höhepunkten, aber letztendlich doch eines Weges zur Vollendung bei Gott - zum Heil der Kirche bis heute.
Diese Kraft e i n e s Blickes gab es auch beim Pfarrer von Ars, wie Massiat selbst in seiner Bekehrungsgeschichte erzählt. Er hatte sich vehement gegen den Besuch von Ars, gegen den Besuch der heiligen Messe, gegen die Begegnung mit dem Pfarrer von Ars gewehrt und doch nur seinem Freund zuliebe allem diesem zugestimmt. Ein Blick des Hl. Pfarrers genügte, um ihn zu öffnen für einen Weg mit dem Herrn.
„Er (Massiat) hatte seine erste Kommunion zur Zeit der Schreckensherrschaft gemacht, war dann als siebzehnjähriger Jüngling einem höheren Offizier nach Egypten gefolgt, wo er Muselmann, dann Jude und Protestant geworden war. Zwei Jahre nach seiner Bekehrung ist der gottselig und ächt christlich gestorben.“°²
Woher kommt diese verwandelnde Kraft eines Blickes? Jesus lebte sein Leben im Angesicht des Vaters, bei dem Er immer wieder stundenlang in der Einsamkeit blieb.
Das Licht des Vaters leuchtete so in Seinem Blick auf die Menschen auf.
Auch der Pfarrer von Ars verweilte stundenlang in der Anbetung und wurde so durchlässig für Gottes Licht, Gottes Gnade, Gottes Wirken, so dass andere berührt wurden und aufbrechen konnten auf einen Weg mit den Herrn.
Der erste Auftrag des Herrn war nicht irgendeine Aktion für das Reich Gottes, sondern war die Einladung bei Ihm zu bleiben, ja in Ihm zu bleiben: „Bleibt in mir und ich bleibe in euch“ (Joh 15, 4) ist die Voraussetzung für das Frucht-bringen und Jünger-werden zur Verherrlichung des Vaters.
Bitten wir den Heiligen Pfarrer von Ars, der den ganzen Tag beschäftigt war und trotzdem Zeit zur Anbetung gefunden hat, uns die Gnade zu erflehen, immer wieder trotz aller Aufgaben Raum für die Anbetung zu finden, damit auch unser Blick durchlässig für das Licht Gottes werden kann.
29.12.2020 ih
° Aus: Jakobine Klenk, Johann Baptist Maria Vianney, Pfarrer von Ars, gestorben in Frankreich im Jahre 1859 im Rufe der Heiligkeit, Regensburg, 1872, S.200
°² ebenda S. 201