„Was sich aber euch sage, dass sage ich allen: seid wachsam!“ Mk 13,37
„Da er vor sich so vernichtet war und klein in seinen Augen, gefiel es dem Heiligen Geist, diese Leere mit sich selbst zu erfüllen durch überfließende Erleuchtungen und Gnaden. Dies erregte die Bewunderung der vielen Pilger, die aus allen Ländern zusammenströmten.“°
Cath. Lassagne über den hl. Pfarrer von Ars
Advent – Beginn eines neuen Kirchenjahres mit der Einladung: Seid wachsam! Wenn die Kirche uns diese Worte verkündet, ist es offensichtlich, dass wir nicht nur auf die Geburt des Herrn in Bethlehem, in unseren Herzen warten, sondern auf die endgültige Wiederkunft des Herrn.
Vielleicht haben wir in dieser Zeit der Coronakrise mehr Möglichkeiten, uns auch auf diesen Aspekt zu konzentrieren, da vieles, was wir sonst in der Vorweihnachtszeit erleben, jetzt nicht möglich ist. Wir haben uns einfach zu sehr hier eingerichtet und die Erwartungshaltung der ersten Christen weitgehend vergessen, weil der Herr in 2000 Jahren nicht wiedergekommen ist.
Wachsam sein heißt Warten und zwar ständig auf die versprochene Wiederkunft des Herrn. Der Herr selbst bestätigt, dass Himmel und Erde vergehen werden, aber seine Worte nicht vergehen werden (.Mk 13,31).
Wie aber können wir wachsam sein? Lange Nachtwachen halten wie die Wüstenväter und –mütter können wir einfach nicht. Und doch gilt diese Einladung allen.
Der Pfarrer von Ars kann uns auch hier auf dem geistlichen Weg weiterführen. Er hat zwar lange in den Nächten gewacht, hat das aber nie von den Gläubigen verlangt, da er wusste, dass ihm hierzu eine besondere Gnade geschenkt wurde, die ihn dazu befähigt hat.
Es geht eigentlich um ein inneres Wachsam-sein, indem wir jetzt schon alles, aber auch alles vom Herrn erwarten, auch und gerade dann, wenn wir alles, was wir tun können, getan haben.
Adam und Eva haben das Paradies nicht angenommen, sondern wollten es sich nach den eigenen Vorstellungen aneignen - und haben es verloren.
Der lange Weg Gottes durch die Geschichte mit dem Volk der Israeliten und dann durch die Menschwerdung, Tod und Auferstehung seines Sohnes Jesus Christus eröffnet für alle, die den Weg der Nachfolge gehen wollen, neu den Zugang zum Paradies. In Jesus Christus hat Gott uns diesen Weg gezeigt.
Jesus Christus hat alles vom Vater empfangen und seinen Tod am Kreuz als Stunde der Verherrlichung bezeichnet. Er war gehorsam bis zum Tode und hat so allen Ungehorsam, jede Loslösung von Gottes Plan geheilt.
Der Pfarrer von Ars ist konsequent diesen Weg Jesu Christi gegangen: er hat von sich selbst nichts erwartet, war vor sich vernichtet, wie Catharine Lassagne es ausdrückt, sodass er alles von Gott empfangen konnte. Auf diese Weise war er wachsam bei Tag und Nacht - nicht nur für sich, sondern für viele andere- bis heute. Auf seine Fürsprache hin können auch wir den Weg in dieser Adventszeit neu beginnen, uns immer mehr vom Herrn führen zu lassen, unsere eigenen Pläne durchkreuzen zu lassen, damit der Heilige Geist in uns wirken kann.
13.11.2020 ich
Jean-Marie Vianney Pfarrer von Ars, hrsg Bernard Nodet, 1959, S.249