„Buch des Ursprungs Jesu Christi, des Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams: Abraham zeugte den Isaak… Jakob zeugte den Josef, den Mann Marias; von ihr wurde Jesus geboren, der der Christus genannt wird.“ Mt1,1f;16
„Adam geht es immer zu gut.“ ° Pfr. von Ars
Der Stammbaum Jesu Christi zu Beginn der Weihnachtsfeierlichkeiten am Heiligen Abend ist bestimmt kein Text, dem man mit großer Freude und Interesse zuhört. Wenn aber die Kirche uns diesen“ langweiligen“ Text zumutet, dann lohnt es sich, näher hinzuschauen.
Zunächst will das Evangelium uns hinführen zum festen Glauben, dass Jesus Christus, Gottes Sohn, wirklich in eine irdische Familie eingetreten und Mensch geworden ist. Die Gottheit im Menschen Jesu Christi ist immer wieder angezweifelt worden und wird es bis heute. Es scheint viel edler, einen fernen, über alles erhabenen Gott anzubeten, als das Kind in der Krippe. Wir haben uns oft viel zu sehr an Weihnachten gewöhnt, um darüber noch vor Ehrfurcht erschüttert zu sein und mit den Hirten in Anbetung niederzufallen.
Der Stammbaum Jesu Christi hat darüber hinaus eine weitere wesentliche Botschaft für uns. Schonungslos können wir im Alten Testament nachlesen, dass bei Jesu Vorfahren viele auch erhabene Personen wie z. B. David und Salomon vor Gott sich mit schwerer Schuld beladen haben. Die genannten Frauen Tamar und Rahab waren Dirnen, die Frau des Urija kommt durch ein Verbrechen an Davids Seite.°²
Und genau in dieses Erbe steigt der Sohn Gottes hinein, nicht um zu verdammen, sondern um zu retten, zu heilen, zu erlösen. Die vierte genannte Frau Rut stammt aus dem feindlichen Volk der Moabiter, zeichnet sich aber durch eine unerschütterliche Treue aus und wir so zur Ahnfrau Jesu Christi. Hier wird deutlich, dass das Heil nicht nur für die Juden bestimmt ist, sondern für alle.
Jesus Christus steigt hinab in die Gottferne und Not der ganzen Welt und damit auch in den Stammbaum jeder einzelnen Familie.
Der Pfarrer von Ars wusste um den tiefen Fall der ganzen Menschheit durch die Sünde Adams und Evas. Wenn es Adam immer noch zu gut geht, so bedeutet das, dass der Mensch weiterhin zum Ungehorsam, zur Auflehnung gegenüber Gott neigt und eigene ins Verderben führende Wege geht. Jean-Marie Vianney hat die Sünde erst im Beichtstuhl kennengelernt und war zutiefst erschüttert. Gleichzeitig hat er jedoch auch die unbegrenzte Liebe Gottes erfahren, die uns immer wieder erneuern will.
Vertrauen wir uns in einer heiligen Beichte dem Erbarmen Gottes an und stellen wir dann unseren eigenen Stammbaum am Weihnachtsfest in die heilende Gnade des Kindes in der Krippe.
7.12.2020 ih
Aus. Jean-Marie Vianney Pfarrer von Ars, hrsg. Bernard Nodet, 1959, S. 171
°²Klaus Berger, Kommentar zum Neuen Testament, 2012, S. 15