5. Sonntag im Jahreskreis 7.02.2021 Lesejahr B

 

„Alle suchen dich. Er antwortete: Lasst uns anderswohin gehen, in die benachbarten Dörfer, damit ich auch dort verkünde; denn dazu bin ich gekommen.“  Mk1,37f

„Nein, nein,“ sagt Vianney wieder; „Sie müssen in diesem Zustande bleiben. So sind Sie für ihre Kongregation nützlicher; Sie tun so mehr Gutes und retten mehr Seelen…. Gott bedarf keines Menschen, … Man muss die Dinge in Gott betrachten; man muss in die Ratschläge Gottes eingehen. “ ° Pfr. von Ars

 

Das Ja Gottes und der Menschen zu uns ist entscheidend für unser ganzes Leben und wir sind dankbar für jedes Ja des Nächsten zu uns.

Wir übersehen aber leicht, dass auch das Nein von grundlegender Bedeutung für das Gelingen des Lebens ist.

Der Herr heilt Kranke und treibt Dämonen aus und die Not der Menschen ist groß – damals wie heute. Er ist mit Seinem Wirken trotz langem Einsatz in Kafarnaum an kein Ende gekommen. Es gibt weiterhin noch viele Leidende. Aber trotz der Bitten der Apostel sagt der Herr Nein und verlässt den Ort, um anderswo zu wirken.

Auch vom Pfarrer von Ars sind viele Heilungsgeschichten überliefert, aber eben auch Zeugnisse darüber, dass er nicht geheilt hat, obwohl es ihm durch Gottes Gnade möglich gewesen wäre. „Nein, nein!“ Ganz entschieden lehnt Jean Marie Vianney die Heilung eines Ordensmanns ab, der innerhalb von zwei Jahren zweimal  im Gehorsam seinem Oberen gegenüber um Heilung bittet. Obwohl das Herz des Heiligen Pfarrers von Mitleid für alle Kranken erfüllt war, blieb er im Willen Gottes bei seinem Nein.

Nein sagen zu müssen, ist eine der schwierigsten Herausforderungen für alle, die Verantwortung für andere übernehmen. Wir würden doch so gerne helfen, wenn wir Leid sehen  und kommen dabei ganz schnell an unsere Grenzen -  menschlich, geistig, materiell.

Und doch ist dieses Nein des Herrn und auch des Pfarrers von Ars für uns Trost und Stärkung.

Der Herr ist auf uns nicht angewiesen und verlangt von uns  nicht,  jedem zu helfen, jedem beizustehen. Das Annehmen unserer eigenen Grenzen ist gleichzeitig ein Ja zu Gottes Wirken für jeden Menschen, ist Ausdruck des Vertrauens, dass Er niemanden vergisst und alles fügt nach Seinem heiligen Plan der Rettung für jeden. Bitten wir den heiligen Pfarrer von Ars um Beistand, jede Situation im Lichte Gottes zu sehen und mutig, kraftvoll auch nein sagen zu können. Manches Burn-out-Syndrom, manches  „ich kann nicht mehr“  könnte dann wohl vermieden werden -  auch zum Wohle von vielen.
13.01.2021 ih

° Aus: Leben des im Jahre 1859 im Rufe der Heiligkeit verstorbenen Pfarrers von Ars, Joh. Bapt. Maria Vianney, 2. Bd. 1863, S.105