3. Sonntag im Jahreskreis 24.01.2021 Lesejahr B

 

„Nachdem Johannes der Täufer ausgeliefert worden war, ging Jesus nach Galiläa; er verkündete das Evangelium Gottes und sprach: Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt an das Evangelium!“ Mk 1,14f

„Die Schmerzen sind nicht das Schlimmste“, bemerkte ihr Vianney, „die Seele müsste man heilen. Ihre Aufgabe hat erst begonnen.“ Frau Chamonard schied von Ars „mit einem Gefühl der Bewunderung und eigentümlich gestärkt“. Sie trug „die unerschütterlichste Zuversicht mit nach Hause“. Vier Jahre später starb ihr Gatte, mit Gott versöhnt.“°

 

Die Einladung zu Umkehr und Glauben an das Evangelium am Beginn des öffentlichen Auftretens Jesu ist komprimiert Seine Botschaft bis heute. Bedeutungsvoll ist auch der Kontext. Johannes der Täufer war ausgeliefert worden und im Gefängnis bis zu seiner Enthauptung.

Auch Jesu Verkündigung führte zum Tod - am Kreuz. Aber nicht seine Wunder, nicht seine Lehre haben das Todesurteil bewirkt, sondern Sein Bekenntnis, dass Er Christus, der Sohn Gottes ist (Mt 26,63f). Das Wesentliche Seines Wirkens ist Er selbst, das Wort, das Fleisch geworden ist, der Sohn Gottes, der zu den Menschen in Beziehung treten will. Gott hat sich in Jesus Christus den Menschen zugewandt und lädt ihn in Sein göttliches Leben ein.

So bedeutet Umkehr also nicht die eine oder andere kleine Korrektur im Leben und Glauben, sondern eine völlige Hinwendung zum Herrn, zum wahren Licht und Leben. Und diese Umkehr zu Jesus Christus ist ein Weg bis zum Ende des Lebens, beginnt jeden Tag neu und lässt schon hier auf der Erde trotz aller Mühsal, Sorgen und Nöte manchmal einen Strahl der Schönheit des Himmels erfahren.

Dann aber wächst auch der brennende Wunsch, dass auch andere Menschen diesen Weg, der nicht leicht, aber doch unendlich erfüllend ist, gehen zu ihrem Heil bis in die Ewigkeit.

Das Wirken des Pfarrers von Ars galt der Bekehrung der Menschen. Es gibt viele Berichte, dass ein einziger Blick von Jean Marie Vianney einen Menschen bis ins Herz traf, so dass er neu sein Leben auf Gott hin ausrichten konnte. Bei solchen Berichten sind wir schnell bereit, den Pfarrer von Ars zwar zu bewundern, aber darin für uns keine Botschaft zu erkennen, da seine Heiligkeit für uns unerreichbar ist.

Aber eine sensationelle Bekehrung war wohl eher nicht die Regel, sondern mehr das tägliche Mühen und Gebet, auch zur  Stärkung von Menschen, die unter den Sünden der Mitmenschen leiden.

Der Ehemann von Frau Chamonard hat sich allen Bekehrungsversuchen seiner Frau heftig widersetzt. Er hat es auch geschafft, dem durchbohrenden Blick des Pfarrers von Ars, der so oft Menschen bekehrt hat,  nicht Folge zu leisten. Eine Bekehrung ist also auch für einen Heiligen nicht machbar. Vianney konnte aber die Ehefrau stärken in ihrem Gebet für die Umkehr ihres Mannes, die erst vier Jahre später eingetreten ist.

Wenn wir das Leid an den Sünden unserer Mitmenschen annehmen, dann sind wir nahe beim Herrn, nehmen teil an Seinem Leid. Er hat unendlich viel mehr um jeden Menschen gelitten als wir. Umkehr ist also auch immer Teilnahme am Kreuzesleiden. Aber haben wir Mut! Der Herr lässt uns nicht alleine. Er gibt uns im Heiligen Pfarrer  einen großen Fürsprecher, selbst täglich neu umzukehren und für andere voller Zuversicht bei Gott einzutreten.
4.01.2021 ih

°Aus: Francis Trochu, Der Pfarrer von Ars, 2001,S. 371