11. Sonntag im Jahreskreis 13.06.2021 Lesejahr B

 

„Mit dem Reich Gottes ist es so, wie wenn ein Mann Samen auf seinen Acker sät; dann schläft er und steht wieder auf, es wird Nacht und wird Tag, der Samen keimt und wächst und der Mann weiß nicht, wie.“ Mk 4, 26-34

„Wir haben ihn doch, nicht einmal, sondern stets von der großen Menge drängen, stoßen, hin und her zerren sehen, nie und nimmer haben wir nur die geringste Ungeduld, den geringsten Unwillen bei ihm bemerkt. Wir erinnern uns noch gut eines Falles, wo zu einer Zeit, das sein Beichtstuhl wie gewöhnlich ganz belagert war, mehrere Personen fast unmittelbar nacheinander um die heilige Kommunion baten, die auch ebenso gut zugleich hätten kommen können; aber er blieb in derselben ruhigen Fassung. Dieser Vorfall machte auf einen Augenzeugen einen solchen Eindruck, dass er ganz außer sich aus der Kirche lief, und mit größtem Unwillen ausrief:  Ich bin im Zorn, weil es über eine solche Unverschämtheit der hl. Pfarrer nicht ist.“°

 

Geduld und Gelassenheit sind nicht gerade unsere Stärken  in dieser Zeit.

Das Gleichnis vom Samenkorn scheint auf den ersten Blick uns dazu einzuladen, nichts zu tun, da der Samen von alleine wächst, und er weiß nicht einmal, wie das geschieht. Der  Mann sät den Samen, der keimt, wächst und Frucht hervorbringt. Zur Zeit der Ernte legt der Mann die Sichel an.

Der Samen ist ein Bild für den Herrn selbst. Er lässt mit sich geschehen, was man Ihm antut, nicht erst auf seinem Leidensweg zur Kreuzigung, sondern schon von Seiner Menschwerdung an in der armseligen Geburt, Feindseligkeit und Ablehnung durch sein geliebtes Volk. Und alles dient unserem Heil.

Der Pfarrer von Ars, der mit ganzem Herzen um die Bekehrung seiner Pfarrei und aller, die zu ihm kamen, gebetet hat, ist den Weg der Geduld und Gelassenheit mit einer nicht vorstellbaren Intensität gegangen.

Wir stehen staunend davor und müssen uns eingestehen, dass wir dazu unfähig sind. Aber diese schmerzliche Erkenntnis darf uns nicht in Mutlosigkeit führen, sondern zu neuem Vertrauen zum Herrn. Schenken wir Ihm doch den Schmerz über unsere Unfähigkeit  zu Geduld und Gelassenheit trotz aller Bemühungen. Auch diesen Schmerz hat Er mitgetragen. Er tritt ständig beim Vater für uns ein und kennt unsere Schwäche, noch bevor sie erkannt haben, und eilt uns entgegen mit Seiner Gnade. So dient auch unser Schmerz im Herrn zum Heil.

Der Pfarrer von Ars hatte eine heftige Natur. Die Geduld war ihm nicht als Gabe geschenkt worden. Er versteht auch unsere Kämpfe und wird uns mit seiner Fürsprache bei Gott beistehen auf diesem Weg zu Geduld und Gelassenheit.
28.05.2021 ih

Aus. Alfred Monnin, Leben des im Jahre 1859 im Rufe der Heiligkeit verstorbenen Pfarrers von Ars, Joh. Bapt. Maria Vianney, 2. Bd. 1863, S.456