Pfingsten 23.05.2021 Lesejahr B

 

„Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sagte zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist! Denen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; denen ihr sie behaltet, sind sie behalten.“ Joh 20,21ff

„Wenn Adam, unser Stammvater, nicht gesündigt hätte und wir nicht alle Tage sündigen würden, wie glücklich wären wir! … In der Tat, es ist die Sünde, die all unser Unheil herbeizieht, Hunger, Erdbeben, Brände, Frost, Hagel, Gewitter, alles, was uns niederdrückt, alles, was uns unglücklich macht.“ °Pfr. von Ars

 

Ist Sünde ein überholter Ausdruck? Umweltsünder, Verkehrssünder, das gibt es wohl. Aber der Begriff Sünde in der Kirche scheint nicht mehr zeitgemäß  zu sein. Da wird eher von Gebrochenheit, Schwäche, Brüchigkeit des Lebens gesprochen.

Ein Abschiedsgeschenk hat immer eine große Bedeutung, erst recht bei einem endgültigen Abschied.

Der Herr hat uns das größte Geschenk bei seinem Abschied gegeben: Seinen Frieden im Heiligen Geist. Diese Gabe ist aber auch gleichzeitig eine Aufgabe. Im Bewusstsein der eigenen Sünden, die wir täglich begehen, wie der Pfarrer von Ars sagt, dürfen und sollen wir immer wieder neu Verzeihung und Barmherzigkeit durch den Heiligen Geist im Sakrament der Versöhnung empfangen.

Der Pfarrer von Ars hatte tiefen Einblick in die Folgen der Sünde im  Menschen und in der Welt. Wir sehen zunächst nur die einzelne Tat, die die den Geboten des Herrn nicht entspricht. Der tiefere Blick des hl. Jean-Marie Marie Vianney zeigt jedoch, dass die Sünde das Wesen des Menschen verändert, sodass er sich immer mehr von Gott entfernt. Die Sünde sondert ihn von Gott, den Menschen und der Schöpfung ab. Wenn er nicht mehr Träger der Gnade im Heiligen Geist ist, so strömt durch ihn auch nicht die Gnade in die ganze Schöpfung und so kommt es zu den vielen Unglücks- und Katastrophenfällen. Sie sind Folge der Sünde des Menschen, der nicht mehr in Gottes Ordnung lebt.

Diese Erkenntnis hatte auch schon die hl. Hildegard von Bingen, die von der Grünkraft gesprochen hat, die im Menschen wohnen und durch den Menschen zum Gedeihen der Natur durchfließen muss.

Die Zusammengehörigkeit von Gott, Mensch und Schöpfung wird heute meist nicht mehr wahrgenommen.

Umso wichtiger ist es, auf das Wort des Herrn zu hören, der uns im Nachlass der Sünden Frieden im Heiligen Geist schenkt. Diese Erfahrung des Friedens nach der Sündenvergebung in einer guten Beichte ist das große Gnadengeschenk des Herrn für alle Zeiten, sodass wir immer wieder neu anfangen dürfen.

Lassen wir uns an Pfingsten neu vom Heiligen Geist erfüllen, dass Er unseren Blick für unsere eigenen Sünden schärft, nicht um uns zu entmutigen, sondern immer wieder neu zu reinigen , umzuwandeln und zu heiligen zum Segen für uns, unsere Mitmenschen und die Schöpfung.
5.05.2021 ih

°Aus: Abbé Monnin, Esprit du Curé d’Ars, 1864, Nachdruck 2007, S.116, übersetzt ih