5. Sonntag der Osterzeit 10.05.2020 Lesejahr A

„Jesus sagte zu ihm: Schon so lange bin ich bei euch und du hast mich nicht erkannt, Philippus? Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen. Wie kannst du sagen: Zeig uns den Vater?“ Joh 14,9f

„Wenn Gott uns kommen sieht, neigt er sich tief zu seinem kleinen Geschöpf herab, wie ein Vater, der sich zu seinem kleinen Kind hinunterbeugt, damit er hört, was dieses ihm sagt.“° Pfr. von Ars

Nichts ist für uns wohl schwieriger als mit und in und durch die Allerheiligste Dreifaltigkeit zu leben. Trennen wir nicht oft den Vater, dem wir Züge der Gerechtigkeit, der Strenge zuschreiben, und den Sohn, dessen geöffnetes Herz wir voller Dankbarkeit verehren, da wir uns darin geborgen fühlen?

Der Herr aber lehrt uns einen ganz anderen Aspekt: Er ist mit dem Vater eins. Wer Ihn sieht, sieht auch den Vater. Dies dürfen wir ganz konkret annehmen. Wenn wir auf den Herrn am Kreuz schauen, dann sehen wir in Jesus auch den Vater in Seiner Liebe für uns. Der Vater  „leidet“ mehr an der Trennung des Menschen von Ihm, als der Mensch je fähig wäre, darunter zu leiden. Gott kann in Seiner Herrlichkeit nicht leiden und so sehen wir Sein Leiden in Jesus, seinem Sohn.

Unsere Vorbehalte gegenüber dem Vater sind auch Folge mancher negativer Erfahrungen mit väterlicher Autorität und Erziehung. Die dabei erlebten Fehler sind jedoch genauso wie die Erziehungsfehler der Mutter Folge des Sündenfalls von Adam und Eva.

Auch Jean-Marie Vianney hatte eine Wunde durch Erfahrungen mit seinem Vater und hat es doch geschafft, eigene Erlebnisse nicht auf Gott Vater zu übertragen. Er ist den umgekehrten Weg gegangen. Im Wort des Herrn, in der Heiligen Schrift hat er entdeckt, dass die Liebe des Vaters von der des Sohnes nicht zu trennen ist- niemals.

Lassen wir uns hier vom Heiligen Pfarrer vom Ars führen. Legen wir unserem himmlischen Vater alle unsere Negativerfahrungen mit Vater und Mutter in die Hände und entdecken so Seine unbegrenzte Güte und Liebe. Dann können wir sicher auch mit größerer Innigkeit danken für alles Gute, was wir von Vater und Mutter empfangen haben und unsere Kinder- entweder die eigenen oder die, für die wir verantwortlich sind, - werden auch uns unsere Fehler leichter verzeihen können.  Blicken wir gemeinsam auf  unseren himmlischen Vater, der alle unsere Wunden zu unserem Heil verwandeln kann.
27.04.2020 ih

 

° Aus: Jean-Marie Vianney, hrsg. Bernard Nodet, 1959, S. 57