25. Sonntag im Jahreskreis 20.09.2020 Lesejahr A

„Darf ich mit dem, was mir gehört, nicht tun, was ich will? Oder ist dein Auge böse, weil ich gut bin? So werden die Letzten Erste sein und die Ersten Letzte.“ Mt 20, 15f

„Wenn der liebe Gott nicht so gut wäre, aber er ist so gut …!“ °Pfr. von Ars

 

Wer hätte nicht Probleme mit dem Handeln des Gutsbesitzers, der nach rein menschlichen Empfinden einfach ungerecht seine Arbeiter entlohnt. Aber entscheidend ist der Hinweis Jesu, dass es mit dem Himmelreich sei wie mit dem Gutsbesitzer, der Arbeiter für seinen Weinberg anwirbt.

Und auf den Himmel ausgerichtetes Handeln kann sich diametral von irdischer  Gerechtigkeit unterscheiden.

Der Pfarrer von Ars hat sein ganzes Leben eingesetzt, um Sünder zur Umkehr zu führen, damit sie für das ewige Leben bei Gott in der Herrlichkeit gerettet werden. Wie der Herr hat er in seinem Bemühen für die ihm anvertrauten Menschen bis zum Ende nicht nachgelassen.

Sylvain Dutheil, ein junger schwindsüchtiger Mann –noch mehr  krank in seiner Seele, widersetzte sich sehr lange der Gnade, obwohl er dem Tod schon nahe war. In einer Buchhandlung in Montpellier sieht er ein Bild des Pfarrers von Ars und spottet darüber. Seine Schwester ermunterte ihn jedoch zum Vertrauen, da dieser heilige Mann ihm vielleicht die Heilung erwirken kann. Darüber scherzt Sylvain noch mehr.

Nachts aber sieht er im Traum den Pfarrer von Ars und bittet am nächsten Morgen seine Mutter, ihn zu diesem alten Pfarrer zu bringen, wie er ihn nennt.

Der Pfarrer von Ars gibt ihm zwar nicht die Gesundheit des Leibes zurück, aber er versucht seine Seele zu heilen, was sehr lange dauerte, weil der junge Mann nichts von  einer Beichte hören wollte. Traurig, aber niemals entmutigt besuchte ihn Vianney täglich in seinem Hotel. Schließlich versöhnte er  ihn mit Gott. Als Sylvain am 5. Dezember 1855 nach der heiligen Kommunion in die Sakristei zum Ofen getragen, wurde rief er laut aus: „Wie bin ich glücklich, so wie es noch niemals in meinem Leben war“. In seinem Hotel sagte er zu seiner Mutter: „Die Freude der Kommunion lässt mich meine Leiden vergessen. Ich will niemals diesen heiligen Mann verlassen. Ich will hier sterben.“ Er wurde erhört, denn er starb in der gleichen Nacht. °²

Diese Erfahrungen des Pfarrer von Ars erklären uns das Evangelium deutlicher als unsere eigenen rationalen Gedanken. Gott wartet, weil Er unsere Freiheit achtet, und Gott schenkt Sich in Fülle bei den kleinsten Zeichen unserer Bereitschaft, Seine Liebe anzunehmen, und sei es auch in der letzten Stunde des Lebens.

Wie gut ist doch Gott!

27.08.2020 ih

Aus: Jean-Marie Vianney Pfarrer von Ars, hrsg. Bernard Nodet, 1959, S.72

°² Joseph Vianey, Le Bienheureux Curé d’Ars, 1923,S. 128f, übersetzt ih