23.Sonntag im Jahreskreis 6.09.2020 Lesejahr A

„In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wenn dein Bruder gegen dich sündigt, dann geh und weise ihn unter vier Augen zurecht! Hört er auf dich, so hast du deinen Bruder zurückgewonnen. “ Mt 18,15

„O nein, es ist besser, nichts zu sagen. Einmal hatte ich viel Ärger, viele Widerwärtigkeiten, ich wollte es jemandem Klugen mitteilen, aber gleich nachher habe ich mein Herz so trocken vor dem lieben Gott gefühlt.“°  Pfr. von Ars

Die Einheit in Christus, in  der wir miteinander leben sollen und wollen, gelingt leider nicht immer. Diese schmerzliche Erfahrung machen wir sehr oft, wenn nicht sogar täglich. Sünde trennt uns eben nicht nur von Gott, sondern auch voneinander. Aber wie gehen wir damit um?

 

Um dem Herzen Luft zu machen, möchten wir es doch gerne erst einmal aussprechen und zwar gegenüber einem Dritten, der unbeteiligt ist, der uns aber dann hoffentlich recht gibt, sodass wir uns verstanden fühlen. Menschlich nachvollziehbar, aber eigentlich eine Sackgasse, die wir nur durch eine Kehrtwende verlassen können.

Jesus weist uns einen anderen, für uns scheinbar viel schwereren Weg zum Nächsten, der gesündigt hat, und zwar das offene Gespräch mit ihm. Wir aber fürchten dadurch Ablehnung, eventuell sogar Funkstille auf Dauer.

Schauen wir auf den Herrn. Wie ist denn Er mit Judas umgegangen? Jedenfalls hat Er ihn als Freund bezeichnet (Mt 26,50), was sicherlich keine Höflichkeitsformel, sondern für Ihn die Wahrheit war. Im anderen die tiefere Schicht sehen, die sich nach Gott sehnt auch in aller Gebrochenheit und Sündhaftigkeit, ist eine Frucht von Gebet. In dieser Gesinnung hat Jesus auch Judas den Spiegel vorgehalten. Es war Sein letzter Versuch, Judas den Weg zur Umkehr zu zeigen, auch wenn der Herr dann das schwere Leiden am Kreuz auf sich nehmen musste.

Unser Papst Franziskus wird nicht müde darauf hinzuweisen, wie zerstörerisch das Geschwätz über andere ist. Wie vieles, was gesprochen wird, stimmt wegen Missverständnissen eben auch gar nicht und ist damit umso zerstörerischer.

Der Pfarrer von Ars hat in seiner Einheit mit dem Herrn sofort gespürt, dass die Klage über Dritte die Verbindung zu Gott stört.

Die Wachsamkeit über unsere Lippen und noch mehr über unser Herz bleibt eine lebenslange Aufgabe, damit unsere Worte dem Frieden, der Versöhnung dienen und nicht der Spaltung. In unserer allgemein geschwätzigen Welt ist es wirklich eine Mammutaufgabe. Aber es lohnt sich. Und wir haben den Pfarrer von Ars als Helfer und Fürsprecher an unserer Seite.
12.08.2020 ih

° Aus: Jean-Marie Vianney Pfarrer von Ars, 1959, S.238