7. Sonntag im Jahreskreis 23.02.2020 Lesejahr A

„Ich aber sage euch: liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Kinder eures Vaters im Himmel werdet; denn er lässt seine Sonne aufgehen über Bösen und Guten und er lässt regnen über Gerechte und Ungerechte.“ Mt 5,44f

„Zu dem Gegensatz mit seinen Amtsbrüdern trat der Hass und die Missgunst derjenigen, für deren Laster die Tugenden des Pfarrers ein beständiger und demütiger Vorwurf waren;… Briefe ohne Unterschrift, strotzend von Vorwürfen, schamlose Anschläge wurden an die Mauern des Pfarrhauses geheftet; alle Waffen des Hasses und der Gemeinheit wurden gegen ihn aufgeboten.

Und doch blieb dieser Mann… ruhig und ungebeugt unter dem Sturm der Schläge, dass es den Anschein hatte, als berührten sie ihn nicht. Die Gnade hatte vollständig jenes Herz in Besitz genommen: und der innerliche Schmerz ward von der unveränderlichen Heiligkeit seines Antlitzes verdeckt, die Stunden der Niedergeschlagenheit wurden besiegt durch sein heldenmütiges Gottvertrauen.“ °

 

Das Gebet Jesu Christi am Kreuz um Vergebung für seine Peiniger, die nicht wissen was sie tun, war  die Vollendung seiner Einladung zur Feindesliebe, um  Kinder des himmlischen Vaters zu werden, so wie Er Sohn des Vaters ist.

Schwindelerregend ist die Vorstellung, dass der Mensch mit der Gnade Gottes zu einer Liebe fähig sein kann, die ganz der Liebe des Vaters zum Menschen entspricht.

Es gibt ungezählte Heilige, bekannte und unbekannte, die diesen Weg der Feindesliebe gegangen sind, als erster Stefanus bei der Steinigung, später aber auch unser Pfarrer von Ars.

Wenn wir an unsere eigenen Reaktionen denken bei Ungerechtigkeit,  Ablehnung, Anfeindungen, wenn es noch nicht einmal um unser Leben geht, wissen wir, dass die Erfüllung dieses Gebotes einfach menschenunmöglich ist.

Und gerade diesen für uns unvorstellbaren Weg will der Herr mit uns gehen, nicht im Vertrauen auf unsere eigene Kraft, sondern in einer immer größeren Einheit mit Ihm allein. Denn nur Er kann diese Liebe durch uns fließen lassen, gegen die sich unsere gefallene Menschennatur aufbäumt.

Dieses Gebot zur Feindesliebe will uns also keineswegs niederdrücken, sondern uns auf die Würde hinweisen, zu der uns Gott bestimmt hat, und die Er  uns neu schenken möchte. Der Versuch, dies aus eigener Kraft zu können, wird kläglich scheitern. Aber der Herr möchte keine Olympiasieger des geistlichen Lebens aus uns machen, sondern Menschen, die allein aus Seiner Gnade, aus dem Gottvertrauen heraus zu viel mehr fähig sind, als dies durch größte menschliche Leistungen möglich wäre.

Auch der Pfarrer von Ars hat innerlich kämpfen müssen. Aber sein Gottvertrauen hat über alle Widerstände gesiegt. Er wird auch uns auf diesem Weg stärken und mit seiner Fürbitte beistehen.

28.01.2020 ih

 

 

Aus: „Der selige Johann Maria Vianney, Pfarrer von Ars; Aus der im Auftrage des Postulators der Seligsprechung veröffentlichten italienischen Originalausgabe“ Regensburg 1906, S.59f