27. Sonntag im Jahreskreis 4.10.2020 Lesejahr A

„Darum sage ich euch: Das Reich Gottes wird euch weggenommen und einem Volk gegeben werden, dass die Früchte des Reiches Gottes bringt.“ Mt 21,43

„Die Beredsamkeit des Pfarrers von Ars lag gewiss nicht in seinen Worten. Obgleich ich nur in geringer Entfernung von ihm stand, so konnte ich ihn doch kaum verstehen; denn außer dass seine Stimme kraftlos war, hatte auch der gänzliche Verlust der Zähne seinem Vortrage alle Schönheit genommen. Und dennoch lag eine große Beredsamkeit in seinen Gesichtszügen, seinen Bewegungen, insbesondere aber in dem Zeugnisse seines frommen Wandels …

Wahrlich, dort hätte ein Maler das Modell zur Abbildung der Bergpredigt suchen können…“ °Zeugnis eines Pilgers vom 12.09.1857

 

Frucht bringen ist das zentrale Anliegen des Herrn. Die Winzer hatten als Pächter des Weinbergs zwar Früchte, haben sie aber nicht dem Gutsbesitzer wie vereinbart abgeliefert. Sie haben im Gegenteil mit Gewalt, ja sogar mit Mord, die Ernte, die ihnen nicht zustand, für sich behalten. Hart geht  der Herr mit ihnen und mit allen, die Ihm keine Frucht bringen, ins Gericht. Wer Ihn, den Eckstein, verwirft, wird selber verworfen werden und das, was ihnen zugedacht war, das Reich Gottes, wird ihnen weggenommen und anderen gegeben werden.

Frucht bringen ist also das Ergebnis unseres Lebens, das wir dem Herrn geschuldet sind. Wir denken da zunächst an alles, was wir getan haben, an unsere Leistungen, an alles, was vorzeigbar ist, und geraten dabei leicht in die Versuchung eines Aktionismus, noch mehr zu tun, noch mehr zu investieren an Kraft und Zeit, bis wir erschöpft an unsere Grenzen kommen.

Die Person des Pfarrers von Ars zeigt uns jedoch eine Korrektur dieser Haltung.

Zu allererst geht es um die eigene Umwandlung in den Herrn selbst hinein. Schon in der Taufe haben wir Christus angezogen (Gal.3, 27), um immer mehr mit ihm eins zu werden. Und vom Herrn her können wir dann die Werke vollbringen, die er uns zugedacht hat, mit einer Kraft, die nicht mehr die eigene ist, sondern die vom Ihm kommt.

Diesen Weg gehen wir in Gemeinschaft mit der ganzen Kirche. Der bereits genannte Pilger berichtet, dass er bei seiner lang ersehnten kurzen Unterredung mit dem Pfarrer von Ars ihn auch um seinen Segen für seine Reise nach Rom gebeten habe.

‚Bei dem Wort Rom lächelte er freundlich, seine niedergeschlagenen Augen erhoben sich, und er erwachte aus dem inneren Nachdenken, in welches er versunken gewesen war, und während sein Auge einen lichten Strahl auf mich warf, sprach er: „Ach Sie gehen nach Rom, Sie werden dort den Hl. Vater sehen,“ und der Ausdruck seiner Gesichtszüge, sagte, was sein Herz erfüllte. „Ich bitte Sie, fügte er nach einer kleinen Pause hinzu, an der Leidensstätte der Apostel für mich zu beten“.‘°²

Wir gehen also den Weg des Fruchtbringens nie alleine, sondern immer in Gemeinschaft mit der Kirche, auch heute, in der die Tendenz, eigene Meinungen, ja Ideologien, auf Kosten anderer durchzusetzen in der Kirche groß ist. Die Einheit mit dem Herrn zu suchen und so zur Einheit in der Kirche beizutragen, hat auch heute eine vorrangige Bedeutung. Auch hier hilft uns der Pfarrer von Ars, der in einer Zeit der Zerrissenheit der Kirche das Volk Gottes um den Herrn versammeln konnte.
14.09.2020 ih

Aus: J. Chantrel, der Pfarrer von Ars, 1863, Soest, S.32ff
°²ebenda S.32