26.Sonntag im Jahreskreis 27.09.2020 Lesejahr A

„Die Zöllner und die Dirnen gelangen eher in das Reich Gottes als ihr.“ Mt 21,31

„Wie fürchte ich den Tod! Ah! Was bin ich für ein großer Sünder.“  °Pfr. von Ars

Die harten Worte Jesu an die Hohepriester und Ältesten des Volkes galten nicht nur damals. Sie wollen auch uns einen Spiegel vorhalten.

Die Einladung zu Glauben und Umkehr ist keine einmalige Angelegenheit, sondern gilt immer, täglich, in jedem Augenblick. Bei der Neigung zu geistlicher Trägheit besteht ständig die Gefahr, es sich auf dem religiösen Weg so einzurichten, dass er letztlich unseren eigenen Vorstellungen dient, und zwar ohne es zu bemerken.

 

Der Pfarrer von Ars meinte dies bei sich zu erkennen, wenn er einige Wochen vor seinem Tod seine Angst vor dem Sterben Tod so drastisch ausgedrückt hat, dass wir es eigentlich kaum verstehen können. Tatsächlich ist er ohne jeglichen Todeskampf friedlich gestorben. Bis zum Schluss hörte er nicht auf, den Blick zum Himmel zu richten. Er hatte zuletzt keine Kraft mehr Beichte zu hören, aber bis zum letzten Moment segnete er „sanft und still wie ein Engel“°².

Seit Adam und Eva sich im Paradies die Frucht selbst gepflückt haben, wollen auch wir möglichst alles selber machen, den Weg zum Herrn aus eigenen Kräften gehen. Dies ist eine Grundversuchung. Täglich Umkehren ist eine große Herausforderung, unseren Stolz abzulegen und vom Herrn alles zu erwarten, auch wenn wir selbst mit allen Kräften uns auf dem Weg der Umkehr bemühen. So wie der Pfarrer von Ars dürfen wir den Blick zum Himmel richten und von dort alles erwarten.

Bei falschen Handlungen, Entscheidungen gilt es immer wieder auf die leise Stimme des Heiligen Geistes zu hören, der uns die Korrektur unseres Weges weist, so wie dem ersten Sohn im  heutigen Evangelium, der nicht in den Weinberg gehen will, sich aber besinnt und es trotzdem tut. Gott wartet geduldig.

Zwei Tage vor seinem Tod äußert Jean Marie Vianney: „ Wie ist der Gute Gott gut…“

Angst und Verzweiflung haben da keinen Platz mehr, auch wenn auf dem Weg mit Ihm unsere Erkenntnis über die eigene Niedrigkeit ständig wächst.
10.09.2020 ih

Aus:Jean de Fabrèges, Jean-Marie Vianney Curé d’Ars, L’apôtre du siècle désespéré, 1956, Reprint 2010, S.210, übersetzt ih

°²ebenda, s. 211