6. Sonntag im Jahreskreis 16.02.2020 Lesejahr A

„Denkt nicht, ich sei gekommen, um das Gesetz und die Propheten aufzuheben! Ich bin nicht gekommen, um aufzuheben, sondern um zu erfüllen… Eure Rede sei: Ja, ja, nein nein; was darüber hinausgeht, stammt vom Bösen.“ Mt 5,17;37

„Meine Brüder, keine Tugend lässt uns besser erkennen, ob wir Kinder Gottes sind, als die Liebe… Er sagt uns, dass das ganze Gebot und die Propheten eingeschlossen sind in das Gebot, unseren Nächsten zu lieben… Wenn wir dieses Gebot erfüllen, erfüllen wir auch alle anderen. Die anderen Gebote, sagt der hl. Paulus, verbieten uns Ehebruch, Diebstahl, Fluchen und Verleumdungen. Lieben wir unseren Nächsten, so tun wir nichts von alledem, weil die Liebe, die wir für unseren Nächsten haben, nicht duldet, dass wir ihm Böses tun.“ °Pfr. von Ars

 

Geradezu unerträglich erscheinen die Worte des Herrn über die gravierenden Folgen bei scheinbar kleinen Übertretungen der Gebote: ein verschlossenes Himmelreich,  Gericht, Feuer der Hölle.

Jesus Christus, die Mensch gewordene Liebe des Vaters, ist gekommen, um uns in die vollkommene Liebe hineinzuführen, eine Liebe, in der es nicht den geringsten Schatten einer Begrenzung gibt.

Gottes Sohn Jesus Christus ist nicht als Ja und Nein zugleich gekommen; in ihm ist das Ja verwirklicht. Denn Er ist das Ja zu allem, was Gott verheißen hat (2Kor 1,19f). Menschlich gesprochen ist der Vater unvorstellbar demütig, dass Er trotz der Schwäche und Treulosigkeit des Menschen nochmals in Seinem Sohn den Menschen den Zugang in die vollkommene Liebe öffnet.

Er hält also den Menschen für fähig, mit Seiner Hilfe und Gnade diesen Weg zu gehen. Aus dieser Perspektive klingen die zunächst bedrohlich erscheinenden Worte völlig anders. Sie sind Ausdruck der Sorge des Herrn um die Zukunft des Menschen, nachdem Er sich so sehr sehnt.

Im Vertrauen auf den Beistand des Herrn können wir es wagen, diesen Weg zu gehen.

Konkret fängt das in scheinbar ganz kleinen Situationen an, nämlich wirklich nichts, aber auch gar nichts Böses dem Nächsten zu tun, weder in Gedanken und erst recht nicht in Taten. Dazu gehört ganz wesentlich, den Nächsten anzunehmen, so wie er ist, nicht seine Fehler, wohl aber ihn als Person auch in seiner Fehlerhaftigkeit zu bejahen. Dazu gehört ein ebenso entschiedenes Nein zu allem, was dieser Liebe entgegensteht. Diese vollkommene Liebe erscheint wie klares Quellwasser, das erfrischt und neu Leben schenkt.

Bitten wir den hl. Pfarrer von Ars, der konsequent den Weg der Liebe gegangen ist, uns mitzunehmen in die Tiefen der Liebe Gottes.
26.01.2020 ih

 

°Aus: „der heilige Pfarrer von Ars, Predigten Briefe Leben“, 1959 S.181