6. Sonntag der Osterzeit 17.05.2020 Lesejahr A

„Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten. Und ich werde den Vater bitten und er wird euch einen anderen Beistand geben, der für immer bei euch bleiben soll.“ Joh14,15f

„Wenn wir verstünden, was das heißt, ein Kind Gottes zu sein, könnten wir nicht mehr sündigen und würden auf dieser Erde wie die Engel sein.“° Pfr. von Ars

Papst Benedikt XVI. hat wiederholt geäußert, dass christlicher Glaube nicht zunächst eine Lehre oder eine Moral ist, sondern eine Beziehung zu Jesus Christus. Leider haben wir viel zu oft zunächst nur die Gebote gesehen, die wir so schlecht erfüllen können und aus eigener Kraft schon gar nicht, was zur Entmutigung und oftmals auch zur Abkehr vom Glauben überhaupt führt.

Der Herr aber zeigt uns einen ganz anderen Weg. Am Anfang steht der Vater, der die Liebe selber ist, die in Jesus Christus Fleisch angenommen hat, Mensch geworden ist und uns den Heiligen Geist als Beistand schenkt.  

Schon wenn wir uns von einem Menschen angenommen, ja geliebt fühlen, fällt es uns leicht, für diesen Menschen alles zu tun, was uns möglich ist, und nicht nur für ihn, sondern auch für andere in unserer Umgebung. Denn Liebe lässt sich nicht begrenzen.

Um wie viel mehr gilt das für Gott. Wenn wir uns Seiner Liebe aussetzen, uns dieser Liebe immer mehr öffnen, werden wir besser erkennen, dass Seine Gebote Worte des Lebens, Worte der Liebe sind, die uns zu einem Gelingen des Lebens helfen. Dann sehen wir nicht mehr als Erstes das „Verbotene“, das scheinbar Einengende, sondern - geborgen in Seiner Liebe - das Befreiende der Gebote Gottes.

Der Pfarrer von Ars hat dies im Laufe seines geistlichen Weges bereits in einer Zeit, in der das Gewicht auf der Erfüllung der Gebote lag, erfahren, gelebt und verkündet.

Seine Verkündigung, ja seine ganze Existenz war auch in dieser Hinsicht prophetisch.

Wenn wir so oft schmerzlich wahrnehmen, dass die Gebote Gottes nicht geachtet werden, dann ist auch hier das Wichtigste, im Gebet die Liebe des Herrn in das Herz eines jeden Menschen herabzuflehen. Wenn ein Mensch von der Liebe Gottes berührt wird, erschließt sich ihm die Wahrheit und die Weisheit der Gebote Gottes immer mehr. Auch sie sind ein Ausdruck der Liebe des Herrn zu uns.

Diese Zeit der Corona-Pandemie ist zwar bedrängt, beschwerlich, aber doch auch eine Chance zur Umkehr d. h. zu  einer tieferen Zuwendung zur Liebe Gottes für uns und auch für den Nächsten, der diese Liebe noch gar nicht erfahren hat.
30.04.2020 ih

 

 

Aus: °Jean Marie Vianney, hrsg. Bernard Nodet, 1959 S. 57