21. Sonntag im Jahreskreis 23.08.2020 Lesejahr A

Ich aber sage dir: du bist Petrus – der Fels – und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen und die Pforten der Unterwelt werden sie nicht überwältigen.“ Mt 16,18

„Die Demut flößte dem frommen Manne eine tiefe Ehrfurcht vor jeder Autorität, besonders aber vor der bischöflichen ein. „Der arme fromme Pfarrer, „so sprach der Herr Bischof von Belley  in seiner schönen Leichenrede … er zitterte sehr, als ich ihn zum ersten Male sah, und er mich empfing…. Wie oft ist er über diesen Platz, auf welchem wir jetzt stehen, bei der ersten Nachricht meiner Ankunft gekommen, bekleidet mit den Insignien seines Pfarramtes; stets fiel er auf seine Knie nieder, um meinen Segen zu empfangen, ungeachtet des unter der Volksmenge sich kund gebenden Gemurmels, welche nicht begreifen konnte, weshalb ein Mann so hoher Frömmigkeit sich vor dem einfachen Zeichen der Würde und Autorität beugte.“ °

 

Selig preist Jesus Simon Barjona für sein Bekenntnis zu Ihm als Christus dem Sohn des lebendigen Gottes und baut auf ihn - den Felsen -  seine Kirche, die die Unterwelt nie überwältigen wird.  Dieses Bekenntnis ist Offenbarung des Vaters im Himmel. Von oben her also wird Petrus in seinen Dienst, in seine Autorität der Leitung, eingesetzt.

Autorität – eines der Reizworte unserer Zeit. Von vielen Seiten her wurde und wird versucht, jegliche  Autorität zu zerstören, um endlich frei zu sein. Aber haben wir die Freiheit in unserer Gesellschaft erreicht, wenn wir  zunehmend Aggression, ja Straßenschlachten in unserem Land leidvoll erfahren und die Angst wächst?

            Von Kindheit an hatte Jean Marie Vianney erleben müssen, dass Priester und Bischöfe ihre Autorität nicht in rechter Weise ausgeübt haben, sondern der Kirche untreu geworden sind, um  den schrecklichen Verfolgungen durch die Französische Revolution zu entgehen und das Leben zu retten.

Und doch konnte Vianney, der sich selbst keinerlei Geistesgaben zuschrieb, in  großer Geistesschärfe die von Gott verliehene Autorität von der Schwäche des Menschen, dem diese Autorität gegeben ist, unterscheiden. Er wusste, dass die von Gott geschenkte Leitungsgabe immer bestehen bleibt, auch wenn der Inhaber der Autorität schwere Fehler macht.

Es ist unfassbar, dass der Herr gebrechlichen, schwachen Menschen Sein eigenes Leitungsamt überträgt und sich so an den Menschen bindet. Wie viel Vertrauen hat Gott in den Menschen, der Ihn immer wieder enttäuscht! Und Gott wusste, dass der Mensch Ihn wie Petrus  enttäuschen und verraten wird. Und doch will Gott den Heilsweg für die Menschen nur in der  Schwachheit gehen, die in jedem liegt, nicht nur in den geistlichen Amtsträgern.

Jean-Marie Vianney kann uns lehren, vom Himmel her auf die Autorität zu schauen, die der Herr Menschen schenkt, um anderen im geistlichen und menschlichen Wachstum zu helfen, um Menschen zur  Heiligkeit zu führen, die der Weg zu Gott ist.

Beten wir mit dem Heiligen Pfarrer von Ars für unsere Hirten, gerade auch dann, wenn wir an ihnen leiden. Der Herr kennt Wege des Heils, die uns verschlossen sind, auch in scheinbar aussichtslosen Situationen. Und danken wir dem Vater für unsere Hirten, und zwar für alle!
30.07.2020 ih


°Aus: J. Chantrel, Der Pfarrer von Ars, biographische Nachrichten über Jean Baptiste Marie Viannay, 1863,S. 49f