13. Sonntag im Jahreskreis 28.06.2020 Lesejahr A

„Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht wert. Wer das Leben findet, wird es verlieren; wer aber das Leben um meinetwillen verliert, wird es finden.“ Mt 10,38f

„Wer das Kreuz willig umfasst, geht eigentlich keinen Kreuzweg mehr. Er begegnet ihm vielleicht, aber er freut sich, ihm zu begegnen: er liebt es, er trägt es tapfer. Es vereinigt ihn mit unserem Herrn. Es reinigt ihn. Es löst ihn los von dieser Welt. Es nimmt die Hindernisse aus seinem Herzen, es hilft ihm, durch dieses Leben zu gehen, wie eine Brücke hilft, das Wasser zu überqueren.“ °Pfr. von Ars

 

Das Kreuz, wir schauen darauf in unseren Kirchen, in unseren Häusern und möchten ihm entfliehen, wenn es uns trifft. Aber dann entfliehen wir auch dem Herrn und merken nicht, dass wir Seine Spur verloren haben.  Am Kreuz entscheidet sich unsere Zugehörigkeit zu Christus, der radikal, d. h. von der Wurzel her, uns zur Kreuzesnachfolge auffordert - ohne jegliche Zugeständnisse.

So wie der Herr uns das Leben, den Zugang zum dreifaltigen Gott, durch das Kreuz geschenkt hat, so können wir dieses Geschenk auch nur im Ja zum eigenen Kreuz empfangen. Das scheint heroisch sein und uns zu überfordern, sodass wir uns lieber abwenden. Aus menschlicher Sicht stimmt das. Aber der Herr verlangt nicht von uns, dass wir dies mit eigenen Kräften können. Er selbst ist in jedem Kreuz uns besonders nahe, Er trägt es mit uns,  Er stützt uns. Er nimmt auch unsere Klagen, unseren Schmerz, unsere Not an, wenn wir sie Ihm anvertrauen. Selbst unser Ringen um die Annahme des Kreuzes kann ein Geschenk an den Herrn sein und so geistlich fruchtbar werden. Wie viele Klagen trägt der Beter der Psalmen dem Herrn vor und der Herr lässt es zu!

Nicht nur an den großen Kreuzen leiden wir, sondern auch an vielen kleinen Widrigkeiten im Alltag. Sich loslösen von allem, was uns bindet, ist der Weg zum Herrn. Dabei stoßen wir täglich an unsere Grenzen und genau die Erfahrung unserer Begrenztheit, unserer Ohnmacht ist der Zugang zum Leben im Gott, der alles ergänzen will, was wir nicht können. Allein In seiner Gnade können wir uns selbst annehmen in unserer Schwäche, Gebundenheit, in  unserem Zerbrochen-Sein.

 

Der Pfarrer von Ars  hat zutiefst an seinem Mangel an Fähigkeiten gelitten, was wir von außen bei allem, was er gewirkt hat, nicht verstehen können. Und doch war dies der Schlüssel zu seiner großen geistlichen Fruchtbarkeit.

Er möge uns den Mut erflehen, unsere Ohnmacht und Niedrigkeit zu erkennen und in der Gnade zu bejahen, damit auch wir über die Brücke dieses Lebens zum Herrn  gehen und viele mitnehmen können.
10.06.2020 ih

 

° Aus: Jean-Marie Vianney, hrsg. Bernard Nodet, 1959, S.218