Palmsonntag 5.04.2020 Lesejahr A

„Siehe, dein König kommt zu dir. Er ist sanftmütig und reitet auf einer Eselin und  auf einem Fohlen, dem Jungen eines Lasttiers… Sie brachten die Eselin und das Fohlen, legten ihre Kleider auf sie und er setzte sich darauf.“ Mt 21,5;7

„In der Tat, welch eine Aufgabe, unter so vielen und großen Beweisen der tiefsten Verehrung demütig zu bleiben! Wir spielten darauf einst in der Unterredung mit ihm an. Er verstand uns sofort, hob die Augen gen Himmel und sagte mit dem Ausdruck der tiefsten Trauer und fast vor Entmutigung: „O, mein Freund! Wenn ich nur nicht zur Verzweiflung versucht würde!“… Seine Demut umgab ihn mit einer schützenden Wolke, in der er sein eigenes Nichts recht tief erkannte, und durchdrungen vom Gefühle seiner menschlichen Erbärmlichkeit siegte er leicht über alles das durch Selbstverachtung.“° 

Ein Esel darf den Herrn bei seinem königlichen Einzug nach Jerusalem zu seinem qualvollen Leiden und Sterben tragen. Ein Esel durfte auch an der Krippe des göttlichen Kindes stehen (Jes 1,3). Ein Esel, ein Last- und Nutztier, darf  eine wesentliche Rolle im Leben des Retters und Erlöses der ganzen Welt spielen.

Er erfüllt die ihm gegebene Aufgabe, ohne bei der Auferstehung des Herrn dabei sein zu können, ohne etwas vom Glanz und Herrlichkeit des Gottessohnes auf dieser Erde zu sehen.

Gott kann Großes durch den Pfarrer von Ars - bis heute - wirken, ohne dass dieser das erkennen konnte. Er lebte in einer solch tiefen Abhängigkeit vom Herrn, dass er alles, was durch ihn geschenkt wurde, nicht als sein Werk, als seinen Erfolg ansehen konnte. Heilungswunder schrieb er der Fürsprache der heiligen Philomena zu, sicherlich nicht um von sich selbst abzulehnen, sondern aus tiefster Überzeugung, dass nicht sein Gebet, sondern nur das der Heiligen dies erflehen konnte.

 

Haben wir in uns nicht schon manchmal die Sehnsucht gespürt, für den Herrn etwas Großes, etwas Außergewöhnliches zu tun, eben weil wir Ihn doch in all unserer Schwachheit lieben möchten und glauben, Ihm so unsere Liebe zeigen zu können?

Unsere eigene Arbeit ist so alltäglich, gewöhnlich und manchmal auch langweilig. Das Leben für Gott müsste doch viel spannender und feuriger sein.

 

Der Pfarrer von Ars lebt es uns anders vor. Seine Demut ist die menschliche Antwort auf die Sanftmut Jesu Christi, mit der der Herr nach Jerusalem eingezogen ist, wo Er keine Macht, sondern Ohnmacht zeigt. Der Herr hat den letzten Platz gesucht, um uns an Gottes Leben wieder teilnehmen zu lassen. Der Weg dazu ist auf die Demut.
22.03.2020 ih

 

°Aus: Alfred Monnin, Leben des im Jahre 1859 im Rufe der Heiligkeit verstorbenen Pfarrers von Ars, Joh. Bapt. Maria Vianney, 2. Bd., 1863, S.433