24.Sonntag im Jahreskreis 13.09.2020 Lesejahr A

Hättest nicht auch du mit deinem Mitknecht Erbarmen haben müssen, so wie ich mit dir Erbarmen hatte? Und in seinem Zorn übergab ihn der Herr den Peinigern, bis er die ganze Schuld bezahlt habe. Ebenso wird mein himmlischer  Vater euch behandeln, wenn nicht jeder seinem Bruder von Herzen vergibt.“ Mt 18, 33ff

„Vergib uns, o mein Gott! wie auch wir vergeben. – Der liebe Gott wird nur denen vergeben, welche selbst vergeben;“ °Pfr von Ars

 

„Du sollst neben mir keine anderen Götter haben. Du sollst dir kein Kultbild machen.“ (Ex 20, 3f). Aber haben wir nicht Bilder von Gott in unserem Herzen, die unseren eigenen Vorstellungen entsprechen, so wie wir es gerne hätten? Das Bild von einem Gott, der uns ständig in der Fülle seiner Barmherzigkeit  Verzeihung schenkt. Ja, Gott ist immer bereit zu verzeihen.

Wir beten im Glaubensbekenntnis: Ich glaube an … die Vergebung der Sünden. In der Vergebung richtet Gott in uns das gefallene Bild Adams und Evas wieder auf, sodass wir Ihm immer mehr ähnlich werden. Diese Ähnlichkeit bedeutet Teilnahme an Seinem Wesen, an Seiner Liebe, an Seiner Barmherzigkeit, die wir dann auch unserem Nächsten schenken müssen.

Gehen wir doch ehrlich mit uns um. Sind wir nicht doch auch verbittert, vergrämt über das Unrecht, dass andere uns angetan haben? Lassen wir zu, dass dieses Gefühl zur inneren Verhärtung führt oder sind wir zu Verzeihung bereit? Dies ist keine Gefühlssache, sondern ein Akt des Willens. Wir fühlen dann immer noch den Schmerz, legen ihn aber in den Schmerz des Herrn am Kreuz, der um Verzeihung für seine Schergen und auch für uns gebetet hat.

Die Worte Jesu über den Zorn des Herrn sind für uns eine Herausforderung. Zorn bedeutet keine Emotion Gottes, sondern lässt uns selbst Gott so zu erscheinen, wenn wir von Ihm getrennt sind. Wenn wir in unserem Leben nicht danach streben, an seiner Barmherzigkeit, an seiner Vergebung teilzunehmen, so halten wir es in der Nähe des gütigen, allbarmherzigen Vaters einfach nicht aus. Wir trennen uns dann selbst von Ihm.

Auch wenn wir diese klaren Worte Jesu gerne überlesen würden, so kommt Jesus in seiner Verkündigung doch immer wieder darauf zurück, dass wir uns entscheiden müssen. Und von dieser Entscheidung hängt unser ganzes Leben ab – bis in die Ewigkeit hinein. Diese Texte sollen nicht Angst in uns wecken, sondern uns dazu führen, in Armut und Schwachheit uns noch inniger und häufiger vertrauensvoll in die Arme des Vaters zu verwerfen, damit Er in uns verbringt, was wir rein menschlich nicht können.

Auch der Pfarrer von Ars ist diesen menschlich nicht leichten, aber beglückenden Weg gegangen und geht ihn heute mit uns.

17.08.2020 ih

° Aus: Alfred Monnin, Leben des im Jahre 1859 im Rufe der Heiligkeit verstorbenen Pfarrers von Ars, Joh. Bapt. Maria Vianney, 1863, S.325f