Pfingsten 31.05.2020 Lesejahr A

„Am Abend des ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden bei verschlossenen Türen beisammen waren, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch!“ Joh 20,19

„Wenn man vor sich selbst ausgelöscht und in den eigenen Augen klein ist, gefällt es dem Heiligen Geist, diese Leere mit sich selbst zu erfüllen durch eine Fülle von Erleuchtungen und Gnaden.“°

Ratlosigkeit, Angst, Furcht und Verschlossenheit führten die Jünger am Abend des ersten Tages  der Woche zusammen. Zwar hatten Petrus und der Jünger, den Jesus liebte, bereits das leere Grab gesehen und Johannes war zum Glauben gekommen. Aber die Schrift hatten sie noch nicht verstanden (Joh 20,9). Drei Jahre ihres Lebens hatten sie in ihren Traum einer Zukunft mit dem Herrn investiert, die nun zerbrochen zu sein schien.

Haben wir in unserem Leben nicht auch schon erfahren, nicht zu wissen, wie es weitergehen soll?

Genau da, wo wir unsere Grenzen, Scheitern und Ohnmacht erkennen,  kann der Heilige Geist uns neue Wege, eine neue Perspektive aufzeigen. Nicht nur die Jünger haben das damals erfahren, sondern auch später in scheinbar verfahrenen Situationen der Kirchengeschichte gibt es dafür viele Beispiele.

Die Schrift berichtet uns an dieser Stelle nicht einmal, dass die Apostel gebetet hätten. Nachdem die Apostel alle vom Kreuz weggeflohen waren, sogar Johannes für kurze Zeit, waren sie nunmehr wieder beisammen. Ein letzter Funken Hoffnung war in ihnen wohl nicht erstorben.

Genau diese Leere zieht den Heiligen Geist an, um durch die Apostel der ganzen Welt eine Neuschöpfung zu schenken, die in jedem einzelnen Menschen Wirklichkeit werden soll. Die Pläne Gottes sind völlig anders als die der Apostel, viel größer, gewaltiger und befreiender.

Der Herr selbst tritt wieder in ihr Leben mit der Zusage des Friedens, der das ganze Sein und Leben umfasst, und schenkt ihnen den Heiligen Geist.

Der Pfarrer von Ars war sich seiner Grenzen wie kaum ein anderer bewusst, hat ganz auf das Wirken des Heiligen Geistes vertraut und wurde nicht enttäuscht.

Vor sich selbst ausgelöscht sein, losgelöst sein von sich selbst war schon immer ein wesentliches geistliches Prinzip.  In der eigenen Ohnmacht und Begrenztheit alles von Herrn erwarten, können auch wir täglich neu einüben, besonders auch  in dieser Zeit der Corona-Krise, die zu vielfacher Unsicherheit, Spaltung und Angst führt. Der Herr hat seine Pläne des Heils für jeden von uns, für Kirche und Welt. An Pfingsten dürfen wir uns wahrhaft freuen über den Beistand, den Heiligen Geist.
15.05.2020 ih

 

°Aus:  Jean-Marie Vianney Pfarrer von Ars, hrsg. Bernard Nodet, 1959, S.69