2. Sonntag der Osterzeit, Sonntag der Göttlichen Barmherzigkeit 19.04.2020 Lesejahr A

„Nachdem er das gesagt hat, hauchte er sie an und sagte zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist! Denen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; denen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten.“ Joh 20, 22f

„Durch die Sünde verjagen wir den lieben Gott aus unseren Seelen, fordern seine Gerechtigkeit heraus, betrüben sein väterliches Herz, rauben ihm Anbetung und Huldigung, die nur ihm allein gebühren … °Pfarrer von Ars

Der Barmherzigkeitssonntag, eingeführt als liturgisches Fest  erst durch Papst Johannes Paul II. am 30.04. 2000 bei der Heiligsprechung von Sr. Faustyna Kowalska, wird bis heute nicht in allen Pfarreien gefeiert. Warum wohl? Das Angebot der großen Barmherzigkeit Gottes kann uns doch eigentlich nicht unwichtig sein.

„An diesem Tag werden die tiefsten Tiefen meiner Barmherzigkeit für alle geöffnet werden. Jene, die an diesem Tag beichten und kommunizieren werden, erhalten Verzeihung ihrer Sünden und Nachlass aller Sündenstrafen, die sie zur Sühne hätten erleiden müssen. Niemand zögere an diesem Tag, sich mir zu nahen…“ °²

Wir sind also eingeladen, uns der Barmherzigkeit zu öffnen, indem wir in die Tiefe unserer Trennung von Gott, unsere Absonderung von Gott durch unsere Sünde schauen und mit großem Vertrauen und Liebe im Sakrament der Beichte alles dem Herrn anvertrauen. Dazu gehört Mut, Demut.

Dieses Fest ist wie ein Stoppschild für einen  Glauben an die billige Gnade, wie Bonhoeffer sagt, an eine Barmherzigkeit, die alles verzeiht, ohne unsere Erkenntnis der Sünden, ohne den Willen zur Umkehr.

Das erste Geschenk der Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus ist die Aussendung des Heiligen Geistes an die Apostel mit dem Auftrag, Sünden zu erlassen oder aber zu behalten. Der Heilige Geist schwebte über den Wassern bei der Erschaffung der Welt, sodass aus dem Chaos ein Kosmos wurde. Er wird neu geschenkt durch die Auferstehung, um den Menschen aus dem Chaos der Sünde in die Heiligkeit Gottes hineinzuziehen. Bei der Neuschöpfung der Welt will Gott den Menschen mit seinem freien Willen mit einbeziehen.

Anstelle des Nein des Menschen im Paradies wartet Gott nun auf unser Ja und dazu gehört die Erkenntnis der Sünde, die uns von Gott trennt.

 

Der Pfarrer von Ars, ein Märtyrer des Beichtstuhls, wie in Papst Paul Johannes II. bezeichnet hatte, wusste um das Elend der Sünde des Menschen. Er, der die Sünde persönlich kaum kannte, hat sie mit Schaudern  im Beichtstuhl kennengelernt und ist nicht müde geworden, den Gläubigen Wege aufzuzeigen, sich mit Gott zu versöhnen.

 

Wagen wir immer wieder neu, unsere Armut anzusehen und uns mit Vertrauen in die Arme des liebenden Vaters zu stürzen, der immer bereit ist, uns zu verzeihen.
9.04.2020 ih

 

°Aus: Jean-Marie Vianney, Pfarrer von Ars, hrsg Bernard Nodet, 1959, S.171

°²Tagebuch der Sr. Maria Faustyna Kowalska 965