33. Sonntag im Jahreskreis 15.11.2020 Lesejahr A

 

„Es kam aber auch der Diener, der das eine Talent erhalten hatte und sagte: … weil ich Angst hatte, habe ich dein Geld in der Erde versteckt. Sieh her, hier hast du das Deine.“ Mt 25,24f

Die Furcht vor den Gottesgerichten war seine vorherrschende Idee und die Verzweiflung seine Versuchung; trotzdem ersehnte er den Tod und wünschte ihn herbei: „Das ist, sagte er, die Vereinigung der Seele mit dem Guten Allherrscher.“° Pfr. von Ars

 

Der Diener, der sein Talent vergraben hat, erhält ein unerwartet schweres Urteil, sodass wir fast fassungslos davor stehen. Immerhin hat er das Geld nicht veruntreut, nicht verschleudert, einfach nur versteckt aus Angst und alles, was er  erhalten hatte, wieder zurückgegeben.

Auch der Pfarrer von Ars hatte ständig Angst, sein einziges Ziel, die Vereinigung mit Gott im Himmel, nicht zu  erreichen. Es bleibt ein Geheimnis, dass er seine große geistliche Fruchtbarkeit nicht sehen konnte. Er schrieb sich keinerlei Fähigkeiten zu, hat jedoch nie das Vertrauen auf den Herrn verloren, sodass letztlich die Angst vor dem Gericht ihn nicht beherrschen konnte.

„Die Angst des Menschen führt ihn in die Falle; wer auf den Herrn vertraut, ist gesichert.“ (Spr. 29,25). In dieser Gesinnung konnte Jean-Marie Vianney seinen priesterlichen Dienst neu jeden Tag in großer Treue verrichten.

Wenn die Angst vor eigenen Fehlern allesbeherrschend wird, dann ist der Blick des Menschen auf sich selbst richtet, der alles gut machen möchte und dafür seinen Lohn verdient. Dann ist man niemandem Dank schuldig.

Menschlich ist es nicht möglich, die Aufgaben des Lebens oder auch nur des Alltags fehlerlos zu erfüllen. Der größte Fehler ist das Nichtstun.

Es gehört Mut dazu, die eigenen Mängel und Begrenztheiten zu sehen und anzunehmen und dann nicht in Mutlosigkeit und Verzagtheit zu fallen, sondern den Blick auf den Herrn zu werfen, der auch mit unserer Armut Großes vollbringen kann, wenn wir Ihm nur Raum geben und wirken lassen. Genau das ist der Weg zu einer innigen Beziehung zum Herrn. Sich in diese Abhängigkeit zu begeben ist die Antwort auf die Sehnsucht des Herrn selbst, der Sich in Seinem Plan der Liebe von unserem Ja abhängig macht.

So kann die Einheit mit dem Herrn schon hier auf der Erde beginnen, um in der Ewigkeit vollendet zu werden.  Dazu helfe uns der Beistand des Heiligen Pfarrers von Ars.

28.10.2020 ih

 

° Aus: Abbé Monnin, Esprit du Curé d’Ars, Nouvelle Edition 2007, S.218