32.Sonntag im Jahreskreis 8.11.2020 Lesejahr A

 

„Mitten in der Nacht aber erscholl der Ruf: Siehe, der Bräutigam! Geht dem entgegen!“ Mt 25,6

„In den Gesprächen des Pfarrers von Ars handelten die anmutigsten Vergleiche von der Sehnsucht nach dem Himmel. Er sprach oft von der Schwalbe, die die Erde nur streift und sich fast niemals hinsetzt; oder vom Luftballon, der in die Luft fliegt, wenn man die Schnüre zerrissen hat, die ihn hier unten zurückhalten….

Aber der gute Christ, an was denkt er? Nach welcher Seite hin wendet sich sein Herz? Zum Himmel, wo Gott ist, der sein Schatz ist.“ °

 

Viele Deutungen und Darstellungen in der Kunst gibt es zu dem Gleichnis von den zehn Jungfrauen. Wie ist es möglich, dass fünf von ihnen nicht zum Hochzeitssaal eingelassen werden, obwohl sie doch auch Lampen hatten und bereit waren, mitten in der Nacht das notwendige Öl zu kaufen.

Und warum haben die klugen Jungfrauen nichts von ihrem Öl abgegeben?

Zentral beim Pfarrer von Ars war die Sehnsucht nach dem Herrn, die in ihm Tag Nacht brannte. Mit ganzem Herzen wünschte er, dass diese Sehnsucht jeden Christen ebenso entflammte. So kann das ganze Leben auf den Herrn ausgerichtet sein, tagsüber in einem Leben der Hingabe als Vorbereitung auf die Begegnung mit dem Herrn.  Als Frucht dieser Hingabe am Tag wacht in der Nacht des Glaubens, der Ohnmacht, des Zweifels trotzdem tief im Herzen die Sehnsucht nach dem Herrn, die  eine Antwort auf die unermessliche Sehnsucht des Herrn nach jedem Menschen ist. Der Herr schenkt alles, hält uns jedoch nicht in der Unmündigkeit fest, sondern wartet darauf, dass wir seine Einladung annehmen. Und so können die klugen Jungfrauen ihre Sehnsucht und Hingabe nicht mit den anderen teilen, weil diese  einfach nicht teilbar ist.

Für den Herrn ist jeder einzelne Mensch so kostbar, dass Er von ihm persönlich sich eine Antwort der Liebe und Hingabe ersehnt.

Lassen wir den Herrn nicht vergeblich warten! Möge der Pfarrer von Ars ständig für uns eintreten, damit auch in unserem Herzen die Flamme der Sehnsucht nie erlischt.
23.10.2020 ih

°Aus: Abbé Monnin, Esprit du Curé d’Ars, Nouvelle Èdition 2007, S.218f, übersetzt ih