Die „kleine Schwester“ des Pfarrers von Ars lässt Pilger aus Neuseeland kommen.
Der demütige Pfarrer von Ars hat durch sein heiliges und strenges Leben hunderte Personen inspiriert, die nach Ars aufgebrochen sind, um zu beichten und die Ratschläge des demütigen Pfarrers zu erhalten. Eine dieser Personen, die nach Ars in der Mitte des 19. Jahrhunderts kam, ist ein junges Mädchen, von ihrer Mutter aus Lyon dort „hingeschleppt“, um sich offiziell durch den Heiligen Pfarrer ausschelten zu lassen. Sie wurde letztendlich „die kleine Schwester des Pfarrers von Ars“ durch Papst Pius X. genannt. Das junge Mädchen war Suzanne Aubert, heute ehrwürdige Dienerin der Kirche, die bald die erste Heilige von Neuseeland werden könnte. Es ist diese kleine Schwester des Pfarrers, die heute die Neuseeländer an ihre katholischen Wurzeln erinnert. Suzanne Aubert inspiriert Pilgerreisen von Neuseeland bis Ars…
Im Juni sind meine Frau und ich mit vier unserer neun Kinder in Ars angekommen, an einem Sonntag im Juni, direkt von Neuseeland. Für unsere Familie war es die Reise unseres Lebens und eine besondere Pilgerfahrt aus zahlreichen Gründen. Wir sind zwei Laienanwärter für die Gemeinschaft der Seligpreisungen, deren heiliger Patron Jean- Marie Vianney ist. In diesem Jahr feiert die Gemeinschaft ihr 50-jähriges Jubiläum.“
Zusätzlich hat das neunte Kind unserer Ehe, heute acht Jahre alt, eine wunderbare Geburt erlebt, als eine extrauterine Schwangerschaft meiner Frau diagnostiziert wurde und das Leben von Mutter und Kind ernstlich gleichzeitig bedroht war. Nach inbrünstigen Gebeten zur heiligen Philomena, die dem Pfarrer von Ars besonders teuer war, haben wir entgegen aller Erwartung ein vollkommen gesundes Baby bekommen und sie Philomena genannt.
Wir helfen auch der Gemeinschaft der Seligpreisungen in der Leitung eines Marienheiligtums, in der Nähe von Christchurch (genannt Fourvière), indem man auch eine große Replik der Statue unserer Lieben Frau von Lyon findet. Dieser Ort ist geweiht, um die Neuseeländer zu den Wurzeln ihres Glaubens zu führen, besonders zu den ersten katholischen Missionaren aus Lyon. Eine der ersten Missionarinnen war Suzanne Aubert, die 1860 in das Land kam.
Wer ist Suzanne Aubert?
Suzanne Aubert wurde in Symphorien en Lay, nahe bei Lyon, im Juni 1835 geboren. Sie wurde in der Pfarrkirche zwei Jahre später getauft. Im Alter von zwei Jahren ereignete sich ein Unfall. Sie fiel in einen vereisten See auf dem Gelände des Hauses der Familie und ihre Augen sowie alle ihre Glieder wurden ernstlich krank. Es waren mehrere Jahre Hydrotherapie und Krankengymnastik notwendig, bevor sie zur Schule gehen konnte. Ihre Sehkraft besserte sich, so sagt man, dank der Fürsprache unserer Lieben Frau von Fourvière. Von frühester Kindheit an war Suzanne zur Ehe versprochen, aber als sie größer wurde, wollte sie Ordensfrau werden. Ihre Eltern widersetzen sich ihrer Berufung.
Madame Aubert begab sich nach Ars, um den Vater Vianney um Rat zu fragen, sie beschrieb ihre Tochter als die hartnäckigste und ungehorsamste von Frankreich. Suzanne, die versprochen hatte ihm zu folgen, erhielt als Antwort vom Heiligen Pfarrer:
„Du machst es gut mein Kind, Gott hat andere Pläne für dich.“
In den folgenden acht Jahren wurde Suzanne durch ihn begleitet. 1858, gerade vor seinem Tod, besuchte Suzanne den Pfarrer von Ars ein letztes Mal, da sie noch einmal ihre Berufung prüfen wollte.
Er sagt ihr. „Oh! Mein Kind, ich werde dir mehr durch meinen Tod als durch mein Leben helfen!...Mein Kind, du wirst in zwei Jahren in die Mission aufbrechen… Dort unten wirst du eine Arbeit beginnen, die aber scheitern wird. Nach mehreren Jahren wirst du von neuem anfangen wieder aufzubauen, aber du wirst erneut scheitern. Oh! Mein Kind, so viele Kreuze und Prüfungen erwarten dich im Leben, aber welche Folgen sich daraus für dich ergeben mögen, was auch immer kommt, was wer auch immer dir sagen wird, gib niemals auf, wirf niemals hin, sei immer mutig, immer, immer, immer“.
Im August 1860 verlässt Suzanne Aubert Lyon unter dem Vorwand nach Ars zu gehen zum Jahrestag des Todes des Heiligen Pfarrers. In Wirklichkeit nimmt sie den Zug nach Le Havre, wo sie den Erzbischof Pompallier trifft und nach Neuseeland aufbricht.
Als Suzanne dort unten ist, wird sie Ordensfrau, vertieft die Kenntnisse in Chemie genauso wie die dortigen Kenntnisse der indigenen Bevölkerung, um Heilmittel für alle möglichen Arten von Beschwerden zu machen. Die Heilmittel wurden auf der Grundlage der heimischen Gewächse hergestellt, aber enthielten Ingredienzen, die auch noch heute für ihre medizinische Wirksamkeit bekannt sind.
Sie hat gearbeitet und gelebt in einem winzigen roten Schuppen hinter der Mission der Maristen im Osten Neuseelands. Später richtete sie eine Mission für die Maoris in einem Ort, bekannt unter dem Namen Jerusalem, ein. Als sie älter wurde, sammelte sie viele junge Schwestern und gründete das „Haus des Mitleids“ in der Hauptstadt Wellington. Das Haus führt ein Krankenhaus, verteilt Suppe an Arme, nimmt sich der Frauen und jungen Mädchen in unglücklichen Situationen an, nimmt verlassene Kinder auf. Im Alter von fast 80 Jahren bemühte sie sich für die Gruppe der Schwestern, die sie gegründet hatte, um die Anerkennung unter dem Namen der „Schwestern des Mitleids“. Ihre Anfrage wurde abgewiesen. Sie war derart entschlossen, dass sie eine Reise von drei Monaten an Bord eines Walfangschiffes nach Europa unternahm, wo es ihr gelang, eine Audienz beim Papst zu erhalten.
Zu dieser Zeit studierte der Papst die Anfrage nach der Heiligsprechung von Jean-Marie Vianney und war glücklich, Suzanne zu sehen. Er hat ihren Orden anerkannt und nach einem kurzen Besuch in ihrem Geburtsort in Frankreich kehrte Suzanne nach Neuseeland zurück, um ihre Mission fortzuführen.
1925 erinnert sich Suzanne an ihre Schuld gegenüber dem Pfarrer von Ars und macht eine persönliche Spende für die Basilika von Ars, wo eine Inschrift daran erinnert. Sie hat auch Dokumente zur Erinnerung an den Pfarrer von Ars verfasst, um die Anfrage zur Heiligsprechung zu unterstützen und, auf den Rat des Papstes, stellte sie diese Angaben unter seinen Schutz. Das Erbe dieser Kleinen Schwester des Heiligen Pfarrers ist es, dass nach ihrem Tod 1926 die Begräbnisfeier dieser ganz kleinen Ordensfrau im Alter von 91 Jahren die imposanteste in der Geschichte Neuseelands sein wird, die Hauptstraße von Wellington war voll mit 26.000 Teilnehmern.
Eine Gemeinschaft von französischen Missionaren ergriff die Initiative, ein marianisches Heiligtum auf ihrem Anwesen nahe von Christchurch zu gründen.
Ferner wurde das Heiligtum Notre-Dame de Fourvière genannt und feiert die Missionsreise der Kirche in Ozeanien und Neuseeland, deren historische Wurzeln in Lyon sind, Ort der ersten Märtyrer der Kirche und wo sich die ersten katholischen Missionare im Pazifik Maria geweiht haben.
Unter ihnen finden sich: der Bischof Pompallier, der heilige Pierre Chanel (erster Märtyrer von Ozeanien) und schließlich Suzanne Aubert.
Gnaden über Gnaden!
Während des Aufenthalts in Ars haben wir vor den Reliquien des Heiligen Pfarrers gebetet und waren sehr bewegt, die Inschrift über die Mission von Suzanne Aubert zu sehen. Wir haben es sehr geschätzt, an dem Ort zu sein, wo der Heilige Pfarrer gelebt und Gott gedient hat….. Wir konnten die Karmelitinnen treffen und ihnen ein ganz besonderes Anliegen anvertrauen.
Am Abend unserer Ankunft in Ars war unsere Familie erschüttert, von einem schweren Autounfall in Neuseeland zu hören mit einer noch jungen Freundin im Koma im Ringen zwischen Leben und Tod. Die erste Diagnose der Ärzte war, dass der Unfall schwere Schäden im Gehirn verursacht hat und dass sie zögerten, sie aus dem Koma herauszuholen. Es wurde nicht angenommen, dass die betroffene junge Frau, Mary Golding, Mitglied der Gemeinschaft der Seligpreisungen und der nationalen Frauen-Basketballmannschaft von Neuseeland den Unfall überleben würde.
Im Vertrauen auf Maria und die Fürbitte des Heiligen Pfarrers von Ars und in der Bitte an die Karmelitinnen, Mary in ihre Gebetsintentionen aufzunehmen, haben wir wirklich Hoffnung gespürt, ebenso das Gefühl, dass die ganze Kirche vereint um Barmherzigkeit für unsere Freundin bittet. Kurze Zeit später nach dem Verlassen von Ars bekamen wir die Nachricht, dass Mary aus dem Koma kam. Die angekündigten Spätfolgen für das Gehirn sind nicht eingetreten. Nur die Erinnerung an den Unfall selbst fehlte ihr. Heute schreitet die Genesung weiter fort, aber Mary hat die Ärzte durch ihre Fortschritte beeindruckt. Sie ist zurück bei ihrer Familie und mit der Zeit scheint eine vollständige Heilung wahrscheinlich.
Obendrein haben wir zurück in Neuseeland erfahren, dass Laura, eine junge Mutter ihrer Pfarrei, einen aggressiven, lebensbedrohlichen Virus aufgefangen hat.
Als die Ärzte das Virus bezwungen hatten, entdeckten sie, dass die Nieren zerstört sind und eine Nierentransplantation oder aber eine Dialyse lebenslang erforderlich ist. Eine Novene zu Suzanne Aubert wurde geplant, um ein Wunder zu erhalten.
Wir haben uns entschlossen, nach Wellington zu gehen, wo die Reliquien von Suzanne Aubert aufbewahrt sind. Viele Menschen beteten.
Einige Tage nach der Novene kam die Nachricht, dass die Nieren Lauras wieder arbeiteten und in der Tat brauchte sie keine Transplantation mehr und die Ärzte entschieden, dass die Dialyse nicht mehr notwendig ist. Dieser Fall wurde der Gemeinschaft des Ordens von Suzanne, den Schwestern des Mitleids, mitgeteilt, um zu den Dokumenten hinzugefügt zu werden zugunsten einer Heiligsprechung dieser ehrwürdigen Dienerin Gottes.
Michael Loretz
„Diese Wallfahrt war für uns ein Zeichen des Himmels! Sie hat die Einheit der Kirche auf dem Weg zu Gott bewiesen. Gott will, dass wir vor Ihm alle unsere Schwierigkeiten hinlegen und die Umstände des Lebens, mit einem totalen Vertrauen in uns, dass Er uns liebt und uns aufruft zu lieben und Platz in seinem Herzen zu nehmen.“
Rebecca Loretz
Aus: Sanctuaire d’Ars, Les Annales Nr. 397, April-Mai-Juni 2024S. 10-13, übersetzt ih