„Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch.“ Joh 20,21
„Oh! Wie ist es doch so schön, einen Vater im Himmel zu besitzen.“ ° Pfr. von Ars
Pfingsten, Herabkunft des Heiligen Geistes mit Feuerzungen und Brausen eines heftigen Sturmes (Apg 2,2f). Dieses Bild haben wir wohl als erstes heute vor unseren Augen. Der Heilige Geist erscheint gewaltig, feurig und lässt die Menschen fassungslos vor Staunen. Wie sehr sehnen wir uns nach solcher Erneuerung durch den Heiligen Geist.
Das heutige Evangelium zeigt uns den Heiligen Geist in einer anderen Art Seines Wirkens.
Jesus hindern vor Angst verschlossene Türen nicht, in die Mitte der Jünger zu treten. Er tadelt sie nicht, dass sie Ihn bei Seinem Kreuzesleiden verlassen haben. Er tadelt sie auch nicht für ihre lähmende Angst. Er sagt Ihnen einfach zweimal: Friede sei mit euch! Dies begründet eine neue Wirklichkeit in ihrem Leben. In ihrem Herzen kehrt die Freude, eine Frucht des Heiligen Geistes, ein. In dieser Freude kann der Herr ihnen Seinen Auftrag anvertrauen: die Sendung zu den Menschen, so wie Er selbst vom Vater gesandt worden ist.
Der Vater steht also ganz im Mittelpunkt. „Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen“ (Joh 14, 9). So belehrt Jesus Philippus auf seine Bitte hin: „Herr zeigt uns den Vater; das genügt uns“ (Joh 14,8).
Durch Sein Leben hat Jesus die Sehnsucht nach dem Vater in den Jüngern geweckt. Und so wie Jesus vom Vater gesandt wurde, so sendet Er jetzt die Apostel zu den Menschen, damit auch in ihnen die Sehnsucht nach dem Vater eingepflanzt wird. Sie sollen neu die Freude erfahren, Kinder Gottes zu sein und in ihrem Herzen im Heiligen Geist beten zu können: Abba, Vater! wie wir in der zweiten Lesung des Pfingstfestes hören (Röm 8,15).
Der Weg der Kindschaft zum Vater ist der Weg Jesu Christi durch Hingabe und Leiden aus Liebe zu den verlorenen Menschen. In unserer seit dem Sündenfall im Paradies gefallenen Natur stolpern wir auf diesem Weg immer wieder in die Sünde, selbst bei guter Absicht und aller Willensanstrengung. Der Vater kennt unsere Schwäche und hat daher Seinen Sohn gesandt, um uns herauszuziehen in Seine Heiligkeit durch die Vergebung der Sünden.
Wenn Jesus Seine Apostel anhaucht, geschieht dies mit der Bitte: Empfangt den Heiligen Geist! Gott überfällt mit Seinen Gnaden den Menschen nie, sondern klopft an. Er macht sich abhängig von dem freiwilligen Ja des Menschen, den Heiligen Geist empfangen. Und dies gilt nicht nur für die Apostel, sondern auch für die Gläubigen, die in der Kraft des Heiligen Geistes umkehren und ihre Sünden bereuen oder aber sich dem Wirken des Heiligen Geistes verweigern können.
So wie Maria ihr Ja nicht nur bei der Verkündigung gegeben hat, sondern ihr ganzes Leben lang gelebt hat, so sollen auch wir ständig unser Ja zum Heiligen Geist erneuern.
So werden wir immer mehr die Liebe des Vaters entdecken und jetzt schon einen Strahl der Freude des Himmels erfahren, dass wir Kinder Gottes sind.
Der Pfarrer von Ars war ganz erfüllt von der Liebe zu unserem himmlischen Vater. Er konnte es nicht verstehen, wie man dem ewigen Vater ein hartes Herz zuschreiben kann. Denn der Vater hat Seinem Sohn ein über alle Maßen gütiges Herz geschenkt. Er kann aber doch nicht schenken, was Er nicht selbst besitzt°²
Entdecken wir mit dem Pfarrer von Ars an diesem Pfingstfest neu die Liebe des Vaters, die alles Begreifen übersteigt.
5.05.2025 ih
°Aus: Jean-Marie Vianney Pfarrer von Ars, hrsg. Bernard Nodet, 1959, S.56
ebenda: S. 56