„Und wie Mose die Schlange in der Wüste erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden, damit jeder, der glaubt, in ihm ewiges Leben hat.“ Joh 3,14f
„Nun ja, wer ein Diener Gottes ist, dem ist Gott auch wieder gehorsam, und der Pfarrer von Ars ist ein Diener Gottes.“ ° Wort eines Bauern aus Beaujolais zu den Wundern Vianneys
Entmutigung! Wie oft waren die Israeliten auf ihrem Weg durch die Wüste entmutigt und machten ihrem Herzen Luft durch Murren gegen den Herrn und Mose. Sie trauerten den Fleischtöpfen Ägyptens nach und wären lieber dort gestorben, also von Mose in die Freiheit geführt zu werden. Auch das Manna vom Himmel, das der Herr ihnen täglich schenkte, genügt ihnen nicht. Es ekelte sie vor dieser elenden Nahrung (Num 21,5). Als der Herr ihnen Feuerschlangen schickte, durch deren Bisse viel Volk starb, erkannten sie ihre Sünde und baten Mose um sein Gebet.
Mose hatte selbst oft genug gegen eigene Entmutigung zu kämpfen bei diesem störrischen Volk. Und doch betete er wieder für das Volk, das ihm anvertraut war. Beim Blick auf die Kupferschlange, die Mose auf Geheiß des Herrn anfertigte, blieben die Menschen am Leben (Num 21,8f). Mose ist so ein Vorausbild Christi, der aber nicht nur im Gebet für uns eintritt, sondern selbst am Kreuz für uns gestorben ist, damit wir leben. Die Kupferschlange hat von sich aus kein Leben geschenkt, sondern war das wirkmächtige Bild für die Barmherzigkeit Jesu am Kreuz.
Der Herr will aber nicht auf die Mitwirkung des Menschen auf dem Weg zum Leben verzichten und dies ist der Glaube an die Liebe des Vaters in Seinem Sohn, der die Welt nicht richten, sondern retten will.
Sind auch wir nicht oft entmutigt, wenn wir den Zustand unserer Kirche, unserer Welt sehen? Jammern und Kritik hilft nicht. Es hilft auch kein Selbstmitleid, da wir doch alles tun und doch keine Frucht sehen.
Schauen wir auf den Herrn, der sein Volk an sich ziehen wollte und abgelehnt wurde bis zur bitteren Einsamkeit am Kreuz, alleingelassen von allen außer seiner Mutter und Johannes. Auch die Nähe Seines Vaters spürte Er nicht mehr, um unsere Gottvergessenheit zu sühnen. Er wurde in allem versucht, also auch zur Entmutigung, hat aber nicht gesündigt. Er litt und betete weiter für uns bis zum Ende. Der Herr, dem die Menschheit dienen sollte, machte sich zum Diener aller.
Wenn der Herr uns zur Nachfolge einlädt, so ist Er es, der zuerst uns dazu die Sehnsucht und die Kraft schenkt, mit der wir Seinem Ruf entsprechen können.
Der einfache Bauer aus Beaujolais hat begriffen, wie der Heilige Pfarrer so häufig Wunder wirken konnte. Er diente Gott und so diente Gott ihm.
Monnin berichtet einige von hunderten von erlebten Ereignissen, unter anderem folgendes:
Ein Haus war eingestürzt. Die Großmutter und ein kleines Mädchen waren unter dem Schutt begraben. Die junge Mutter war außer sich vor Schmerz. Der Pfarrer von Ars betete, eilte zu dem Ort des Schreckens, segnete die Ruinen. Die Großmutter zog man mit leichten Verwundungen schnell heraus. Das Kind fand man zunächst nicht. Aber Vianney ermutigte alle weiter zu suchen. Endlich wurde das Mädchen entdeckt. Es lachte herzlich und fragte nach der Mutter. Es war auch nicht im Geringsten verletzt.°²
Die Gnade des Wunderwirkens war dem Heiligen Pfarrer vorbehalten. Wir aber sehen in ihm die Kraft des Glaubens auch in der Dunkelheit, in der eigenen Versuchung zur Verzweiflung. Beten wir mit ihm weiter für einen starken Glauben für uns und für alle, deren Glauben schwach geworden ist oder die gar nicht mehr glauben können und vertrauen wir, dass auch unser schwaches Gebet beim Herrn Erhörung findet.
10.08.2025 ih
° Aus: Alfred Monnin, Leben des im Jahre 1859 im Rufe der Heiligkeit verstorbenen Pfarrers von Ars, Joh. Bapt. Maria Vianney, 2. Bd. 1863, S.151
°² ebenda S. 151