„Und alle, die es hörten, staunten über das, was ihnen von den Hirten erzählt wurde. Maria aber bewahrte alle diese Worte und erwog sie in ihrem Herzen.“ Lk 2,17f
„Sie liebt so sehr die Armen, die die Freunde ihres Sohnes sind, dass sie mir sicher zur Hilfe kommt.“ °Pfr. von Ars
Noch ehe Jesus das Reich Gottes predigen kann, verkündet Er es durch Sein Leben. „Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich“ (Mt 5,3). Armut prägt das Leben Jesu von Geburt bis zum Tod. In dieser Armut leben auch Maria und Josef.
Maria hat die Botschaft des Engel Gabriels empfangen, wurde aber nicht von der Herrlichkeit des Herrn wie die Hirten umstrahlt und hat auch nicht das große himmlische Heer der Engel gesehen, die Gott lobten und den Menschen Frieden auf Erden verkündeten.
Hirten waren in der damaligen Gesellschaft die Ärmsten und ihr Wort galt nichts. Aber Maria hörte mit allen Anwesenden zu, was die Hirten erzählten und alle staunten darüber. Staunen ist immer eine Reaktion auf das Wirken Gottes. Maria bleibt in ihrer Armut empfänglich für Gottes Wirken und Wort, wo es auch immer erfahrbar wird. Ja, sie sieht Gottes Wirken in allen Ereignissen ihres Lebens, auch wenn sie nichts versteht. So auch unter dem Kreuz, unter dem sie einfach stand – ohne lautes Klagen, erst recht nicht mit Anklagen – und vertraut auf die Heilspläne des Vaters durch Seinen Sohn. Das ist gelebte Armut bis zum äußersten.
Jean-Marie Vianney hat ebenso die Armut gelebt in einem Maße, das wir nicht verstehen können. Selbst sein Arzt hat festgestellt, dass er bei dieser Lebensweise eigentlich gar nicht mehr leben könnte. So wurde auch er durch und durch ein Zeugnis für die Armut, durch die Gott Seine Gnaden und Reichtümer verschenken will. So hatte auch er in ganz besonderer Weise die Hilfe Mariens erfahren. Er wusste, dass Maria in ihrer vollkommenen Armut die Armen liebt und ihnen hilft. Die materielle Armut ist aber nur ein Zeichen für das Selbstverständnis vor Gott. Vor Ihm sind wir alle absolut arm. Alles empfangen wir von Ihm. Alles Gute, das durch uns geschieht, kommt von Ihm, allerdings durch unser Fiat, unser Ja zu Seinem Heilsplan. So konnte der Pfarrer von Ars nicht einmal die Gnaden erkennen, die Gott durch ihn gewirkt hat und hat sich ständig als völlig unnütz empfunden, der nur das Wirken Gottes behindert. Für uns ist diese gelebte geistliche Armut schier unfassbar.
Am Beginn des Neuen Jahres 2025 ist es heilsam, in die Armut Jesu und Mariens einzutreten. In dieser Grundhaltung der Armut überlassen wir Gott wie mit einem Blankoscheck alles, was Er uns zugedacht hat. Er will alles zu unserem Heil einsetzen, Freude und Leid, das sicherlich auf uns zukommt. In unserer Schwachheit sind wir dankbar für die Hilfe Marias, die ebenfalls in Schwachheit gelebt hat. Sie wird uns vor Mutlosigkeit, Misstrauen, Verzweiflung bewahren und immer wieder helfen, auf den Weg des Vertrauens und der Hingabe zu gehen, den sie selbst gegangen ist.
Der Heilige Pfarrer wird uns mit seinem Gebet kräftig dabei unterstützen. Danken wir ihm für seine Hilfe an jedem Tag neu.
5.12.2024 ih
° Aus: Jean-Marie Vianney Pfarrer von Ars, hrsg. Bernard Nodet, 1959, S.311