„Als sie gegessen hatten, sagte Jesus zu Simon Petrus: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich mehr als diese? Er antwortete ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich liebe.“ Joh 21,15
„Ich wohnte einem alten Freunde zu Liebe in Ars der heiligen Messe bei; da begegneten die Augen des Pfarrers den meinigen, sein Blick drang mir tief ins Herz hinein, ich fühlte mich vernichtet von diesem Blicke, ich senkte das Haupt, verbarg das Gesicht in beiden Händen und blieb eine Zeit lang unbeweglich.“°
Nach dem dreimaligen Verrat des Petrus krähte ein Hahn. „Da wandte sich der Herr um und blickte Petrus an…Und er ging hinaus und weinte bitterlich (LK 22,61f)“.
Der Blick des Herrn voller Schmerz und voller Liebe hat genügt, um Petrus seine große Schuld des Verrates bewusst zu machen und bitterlich zu beweinen. Das Gebet des Herrn für Petrus, dass sein Glaube nicht erlischt (Lk. 22,32), wurde erhört.
So wie der Glaube des Petrus Frucht des Gebetes Jesu ist, sollte auch Petrus nach seiner Umkehr seine Brüder stärken.
Wenn wir an unserem Nächsten Fehler oder gar schwere Sünden sehen, wie reagieren wir dann? Mit Ärger, Ablehnung, Kritik? Daraus entstehen dann Spaltung und Trennung. Der Herr aber ist gekommen, um die zerstörte Einheit zwischen Gott und Mensch und den Menschen untereinander wieder herzustellen. Durch Sein Leben zeigt Er uns den Weg, damit auch wir an dieser Einheit mit aufbauen können.
Jesus ist die menschgewordene Liebe, die Gott selbst ist. Diese Liebe ist unbegrenzt und unzerstörbar. Sie lässt sich nicht durch Leid und Schmerz aufhalten.
Vor der Wahl der zwölf Apostel hatte Jesus eine ganze Nacht gebetet. Er kannte Petrus in seinem Feuereifer und in seiner Schwäche und hat ihn vielleicht gerade deswegen zum Fels Seiner Kirche gemacht. Er hat keine vollkommenen Männer ausgesucht, damit kein Mensch unter dem Vorwand, er sei unwürdig, sich Seiner Nachfolge verweigern kann. Aber Jesus geht mit den Berufenen den Weg zur Vollkommenheit. Die Heilung von Sünde und Gebrochenheit hat Er durch Sein Leben bis zum Tod am Kreuz errungen.
Ein Blick Jesu schenkt dem Petrus neu die Erkenntnis der Liebe Seines Herrn und führt ihn zur Umkehr.
Den gleichen Weg ist der Pfarrer von Ars jahrzehntelang mit den Sündern aus nah und fern gegangen.
Der Autor des unten zitierten Buches ist nur mit den abgekürzten Buchstaben seines Namens genannt. Er selbst wurde durch Herrn Maissiat, dessen Bekehrung er erzählt, 1844 mit dem Pfarrer von Ars bekannt gemacht. Er hat also die Bekehrungsgeschichte aus erster Hand erfahren.
Nach der Messe zog der Pfarrer von Ars Maissiat in die Sakristei und er befand sich wiederum jenem Blick gegenüber, der ihn niedergeschlagen hatte: „…ich stammelte: „Herr Pfarrer, es drückt mich eine schwere Last, welche mich zu zermalmen droht.“ Eine sanfte Stimme von unbekanntem Klange antwortete mir: „Lieber Freund, Sie müssen sich derselben so schnell als möglich entledigen; knieen Sie nieder, erzählen Sie mir Ihre Lebensgeschichte und unser Heiland wird Ihnen die Last abnehmen.“ Ohne es zu merken, dass ich eine Beichte ablegte, erzählte ich meine ganze Lebensgeschichte seit meiner ersten Kommunion. Der heilige Mann benetzte mich mit seinen Tränen und rief manchmal aus: „Wie gut ist der liebe Gott! Wie sehr hat er Sie geliebt!“
Mit großer Liebe hat der Heilige Pfarrer den Sünder empfangen, ihn nicht getadelt, sondern ihm die Liebe Gottes aufgezeigt, die ihn trotz seiner Sünden begleitet hat. Zwei Jahre später nach dieser vollkommenen Umkehr ist Maissiat „mit den erbaulichsten Gesinnungen gestorben“.
Stellen wir uns am heutigen Hochfest unter den Blick des Herrn, lassen wir uns mit Seiner Liebe erfüllen und bitten wir ihn auf die Fürsprache des Hl. Petrus und des Hl. Pfarrers uns diese Liebe für jeden Mitmenschen zu schenken, damit auch wir Werkzeug zu Umkehr und Einheit werden.
27.05.2025 ih
°Aus: X. M. B, Apostolischer Missionar, Ehrenkanonikus, Das innere Leben des im Geruche der Heiligkeit verstorbenen Pfarrers von Ars J. M. Vianney, 1867, S.130f