Heiligstes Herz Jesu Hochfest 27.6.2025 Lesejahr C

„Ich sage euch: ebenso wird im Himmel mehr Freude herrschen über einen einzigen Sünder, der umkehrt, als über neunundneunzig Gerechte, die keine Umkehr nötig haben.“ Lk 15,7

„Wenn der Sünder sich noch mehr verirrt, hört dieser liebevolle Vater nicht auf, ihn mit seiner Gnade zu verfolgen.“ °Pfr. von Ars

Der Evangelist Lukas berichtet im 15. Kapitel zwei Geschichten der Umkehr, die durch die Liebe des Herrn möglich sind. Heute geht der Gute Hirt einem einzigen verlorenen Schaf nach, um es in Freude nach Hause zu tragen.
In der anschließenden Geschichte wartet der Vater voller Sehnsucht zu Hause auf den verlorenen Sohn und läuft ihm erst entgegen, als dieser sich dem Vaterhaus nähert.
Jesus ist nicht gekommen, um die Welt zu richten, sondern um die Welt zu retten (Joh 12,47). Es bedarf der Klugheit im Heiligen Geist, um den richtigen Weg einzuschlagen, einen Menschen zur Umkehr zu bringen.
Der Pfarrer von Ars weiß, dass unser liebevolle Vater den Sünder mit Seiner Gnade verfolgt, und zwar umso mehr, je weiter er sich verirrt hat.
Aber leider gibt es auch verhärtete Sünder, die sich nicht zurücktragen lassen wollen. Dann bleibt nur das geduldige, sehnsüchtige Warten auf die Heimkehr des Sünders, bis der Vater ihm Seine ganze Liebe zeigen kann.
Kennen nicht viele Eltern diese Situation, wenn ihre Kinder Irrwege gehen, verführt durch so viele Menschen und Faktoren, die sie nicht beeinflussen können? Dann bleibt ebenfalls nur das geduldige Warten im Gebet und die Zuwendung einer unerschütterlichen Liebe.
Auf den ersten Blick scheint das heutige Evangelium eine Lektion für die Pharisäer und Schriftgelehrten zu sein, die sich darüber empörten, dass Jesus Sünder aufnimmt und mit ihnen isst.
Er hält ihnen im Bild vom Guten Hirten einen Spiegel ihrer Unbarmherzigkeit vor. Wenn sie sich auf Seine Worte einlassen würden, müssten sie erkennen, dass auch sie dringend eine Umkehr brauchen. Wenn Jesus nicht kam, um zu richten, sondern um zu retten, dann gilt dies auch für die Pharisäer damals und für uns heute.
Schauen wir nicht manchmal vielleicht auch unbewusst auf andere herab, die sich von den Weisungen Gottes weit entfernt haben. Wenn uns dies bewusst wird, ist das eine große Gnade. Denn der Herr zeigt uns die eigene Armut, die der Barmherzigkeit Gottes bedarf.
Der Pfarrer von Ars hat sich selbst als den größten Sünder empfunden und die Gläubigen eingeladen, vor ihm keine Furcht zu haben, weil er nicht besser sei als sie.
Wer im Lichte Gottes geht, sieht immer mehr, wie weit er von der unbegrenzten Liebe Gottes entfernt ist.
Jesus wollte im heutigen Gleichnis auch die Pharisäer und Schriftgelehrten zur Umkehr bewegen, zur Teilnahme an Seiner Barmherzigkeit. Dazu müssen sie aber die Erkenntnis zulassen, dass auch sie und heute wir jeden Tag neu Gottes Barmherzigkeit benötigen, um immer tiefer in die Liebe Gottes hineinzuwachsen, um so diese Liebe anderen erfahrbar zu machen. Unsere menschliche Liebe allein reicht nicht aus, um das Herz des Nächsten zu erreichen. Jesus der Gute Hirt wird in uns vollenden, was wir nicht können. Gehen wir mutig mit dem Pfarrer von Ars den Weg der täglichen Umkehr und beten wir so wie er täglich um die Bekehrung der Sünder.
18.05.2025 ih

Aus: Jean-Marie Vianney Pfarrer von Ars, hrsg Bernard Nodet, 1959, S.161