Unbefleckte Empfängnis Mariä - Hochfest 8.12.2022

„Der Name der Jungfrau war Maria Der Engel trat bei ihr ein und sagte Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir.“ Lk 1,27f

„Wenden wir uns an sie mit großem Vertrauen und wir sind sicher, dass sie uns die Gnade der Bekehrung erlangen wird, so elend wir auch sein mögen.“° Pfr. von Ars

Wenn wir etwas schon oft gehört haben wie das heutige Evangelium, besteht die Gefahr, Wesentliches nicht mehr wahrzunehmen. So können wir auch die inneren Spannungen dieser Worte leicht übersehen.

Ein Engel bringt Maria die Höchste aller Botschaften, die Gott schenken kann. So scheint es fast selbstverständlich, dass sie Ja zu dieser Botschaft sagt.

Aber wie viele Schritte des Vertrauens sind zu diesem Ja notwendig! Maria muss überzeugt sein, dass wirklich ein Engel Gottes vor ihr steht und im Auftrag Gottes zu ihr spricht.

Wie soll das möglich sein, ohne Kontakt zu einem Mann schwanger zu werden?

Wie soll sie ihrem  Verlobten Josef sagen, dass das Kind, das sie erwartet, vom Heiligen Geist kommt? Für alle Zeiten ist das ein einmaliges, unerhörtes Ereignis, das auch heute von vielen Christen nicht angenommen werden kann.

Wie wird es mit dem Kind unter ihrem Herzen weitergehen? Wenn Josef sie entlässt, ist sie und mit ihr das Kind dem Tod ausgeliefert.

Der Engel spricht Maria als die Begnadete an. Das ist ihr Name, der ihre einmalige Auszeichnung beinhaltet. Aber auch daran muss Maria erst glauben. Sie erschrickt über die Anrede und überlegt, was diese Anrede zu bedeuten habe.

Maria war vom Heiligen Geist erfüllt und so war es ihr möglich, den unermesslichen Schritt des Vertrauens zu wagen, dem Wort Gottes zu glauben und mit ihrem Ja, das der ganzen Menschheit Rettung bringt, zu beantworten.

Maria hat den Erlöser der Welt empfangen und möchte nichts inniger, als dass alle Menschen die Erlösung Christi annehmen.

Wer auf einem geistlichen Weg geht, wird immer mehr die eigenen Abgründe entdecken und der Versuchung ausgesetzt sein, das Ziel beim Herrn trotz aller Bemühungen niemals erreichen zu können. Die Versuchung des Pfarrers von Ars war die Verzweiflung, weil er immer intensiver seine eigenen Tiefen und Unzulänglichkeiten schmerzlich erfahren hat.

Und genau da kann Maria in ihrer Unbefleckten Empfängnis uns helfen. Sie behält alle Gnadenprivilegien nicht für sich, sondern möchte sie in reichem Maße jedem, der sie annehmen will, weitergeben. So hilft sie uns auch zu einem großen Vertrauen zu Gottes Barmherzigkeit, der gerade in der Erkenntnis all unserer Armut uns voll Güte aufnimmt und ergänzt,  was wir ersehnen, aber  ohne seine Gnade nicht erreichen können. „Denn für Gott ist nichts möglich“ (Lk 1,37).

Danken wir dem Herrn, dass Er uns Maria als Gnadenvermittlerin gegeben hat. Danken wir dem Pfarrer von Ars, der uns auf unserem Weg der Bekehrung begleitet.
24.11.2022 ih

Aus: °Jean-Marie Vianney Pfarrer von Ars, hrsg. Bernard Nodet, 1959, S.308