Pfingsten 28.05.2023 Lesejahr A

„Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sagte zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist! Denen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; denen ihr sie behaltet, sind sie behalten.“ Joh 20,21ff

„Ich bin viel strafbarer als ihr: scheut euch nicht, euch anzuklagen.“ ° Pfr. von Ars

Jesus, der sich selbst als die Tür bezeichnet, kommt durch die verschlossenen Türen zu den Jüngern, die sich aus Furcht vor den Juden versammelt hatten. Furcht war die erste Frucht des Sündenfalls im Paradies. Adam und Eva hatten sich vor Gott versteckt, nachdem sie sich aus der Gemeinschaft mit Gott durch Übertretung des Gebotes selbst entfernt hatten.
Der Herr kam, um den Menschen aus seinem Eingeschlossen-sein in sich selbst herauszuführen in die Freiheit Gottes. Allein die Anwesenheit Jesu schenkt den Jüngern Friede und Freude.
So wie der HERR den Menschen, Staub vom Erdboden, in seine Nase den Lebensatem geblasen hatte (Gen 1,7), so hauchte Jesus jetzt seine Jünger an, um ihnen neu den Heiligen Geist zu schenken und sie so in die Gotteskindschaft zurückzuführen. Der Geist Gottes, die Liebe und die Einheit zwischen Vater und Sohn, wird ihnen neu geschenkt.
Als Jesus am Kreuz starb, hauchte er Seinen Geist aus, zur Neuerschaffung des Menschen. In diesem Geist wird die Trennung von Gott durch die Sünde zunichte gemacht. So wird die Kirche im Heiligen Geist geschenkt als Mittel der Heilung und des Heiles.
Die Freiheit des Menschen bleibt jedoch erhalten. Er kann sich weiterhin für oder gegen Gott entscheiden, da eine Einheit in Liebe ohne Freiheit nicht möglich ist. So können Sünden erlassen oder behalten werden.
Wer tief mit Gott verbunden ist, sieht immer mehr in sich die Folgen des Sündenfalls, die uns ständig vom Herrn wegziehen wollen.
Auf den ersten Blick scheint der Pfarrer von Ars zu übertreiben, wenn er sich als strafbarer als seine Beichtkinder ansieht. Und doch offenbart diese Aussage seine ganz tiefe Verbundenheit mit dem dreifaltigen Gott. Jean-Marie Vianney sieht eben alles von oben.
„Er erzählte gerne folgende Begebenheit aus dem Leben des heiligen Macarius: Eines Tages erschien ihm der Teufel mit einer Geißel bewaffnet, um ihn zu züchtigen. Er sagte zu ihm: Alles, was du machst, mache ich auch: du fastest, ich esse niemals. Du wachst in der Nacht, ich schlafe niemals. Nur etwas tust du, was ich nicht tun kann. – Was denn? – Dich demütigen.“ °
Der Weg zur Rückkehr von Gott ist also die Demut, die uns die Augen öffnet für Gott und für uns selbst. Adam und Eva haben sich durch Stolz von Gott getrennt. Der Mensch hätte den Weg zurück niemals gehen können. Von Gott her wird der Weg zu einer neuen Einheit geschenkt. Aber der Mensch muss sich weiterhin in Freiheit für Ihn entscheiden und in Demut bereit sein, alles vom Herrn zu empfangen. Denn auch Jesus empfängt alles vom Vater und der Vater empfängt die Verherrlichung von Seinem Sohn (Joh 17,5).
Der Pfarrer von Ars wird uns auf den Weg der Demut führen, damit wir in der Kraft des Heiligen Geistes neu in das Mysterium des Einheit mit Gott eintreten können.
5.05.2023 ih

° Aus: Jean. Marie Vianney Pfarrer von Ars, hrsg. Bernard Nodet, 1959, S.168
°² ebenda: S. 258