Fest der Heiligen Familie 30.12.2022 Lesejahr A

„Da stand Josef auf und floh in der Nacht mit dem Kind und dessen Mutter nach Ägypten. … Da stand er auf und zog mit dem Kind und dessen Mutter in das Land Israel“ Mt 2,14; 21

„Ja, wir sind wohl ein wenig die verwöhnten Kinder des guten Gottes.“
°Pfarrer von Ars

Die Flucht der Heiligen Familie nach Ägypten ist uns in diesen Tagen wohl näher als sonst, da so viele Menschen bei Nacht und Nebel ihre Heimat verlassen müssen. Auch der hl. Josef stand nach dem Wort des Engels sofort in der Nacht auf, um hinzugehen, wohin er gesandt wurde- nach Ägypten und wieder zurück in das Land Israel.

Aus Ägypten wurde das Volk Israel unter mächtigen Zeichen befreit und herausgeführt. Gerade dorthin, an den Ort der Versklavung, wird nun Josef mit seiner Familie geschickt. Irdisch standen ihm keinerlei Hilfen zur Verfügung. Er konnte diesen Weg nur im Vertrauen auf Gott gehen, der den Engel gesandt hatte und wurde so zum Vorausbild des Herrn, der aus der Nacht des Todes in  das Licht des Lebens zum Heil für alle Menschen, die in Tod und Sünde versklavt waren, auferstand. Dem heiligen Josef war diese Dimension seines Gehorsams nicht bewusst. Aber Matthäus weist zweimal auf die Heilige Schrift hin, deren Prophezeiungen sich durch den Gehorsam des hl. Josefs erfüllten.

Auch der Pfarrer von Ars hat aus tiefen Gottvertrauen seinen priesterlichen Dienst verrichtet. Ein Herzstück seines Wirkens war die Providence (d. h. Vorsehung), ein Waisenhaus für verlassene und vernachlässigte Mädchen. Geprägt durch seine eigenen schmerzlichen Erfahrungen einer mangelnden Schulbildung hat er zunächst bei seinen Aushilfen in der Umgebung in den Familien Bücher verteilt, jedoch feststellen müssen, dass diese wegen Analphabetismus nicht gelesen werden konnten. Eine Grundbildung war für ihn jedoch von entscheidender Bedeutung zur Verkündigung des Evangeliums. Und so wollte er sein Ziel wenigstens für einige Mädchen in einem Haus erreichen. Die Geschichte des Baus und  des Unterhalts der Providence  ist atemberaubend. Er hatte Anfang nichts außer einigen Jahrespensionen, die er als sein Erbe im Voraus beanspruchen konnte. Aber er vertraute auf den Herrn, der dieses Vertrauen niemals enttäuschte.

Es ging aber ihm nicht zuerst  um die Beschaffung materieller Hilfe. Er wollte die Mädchen zu einem christlichen Leben führen und lehrte sie täglich durch Katechese, und führte sie zu einem Leben in Gebet und Askese. Für viele wurde er ein wahrhafter Vater.

Sorgen und Enttäuschungen wurden ihm dabei nicht erspart. Aber in dem oben zitierten Satz sieht er sich und die ihm  Anvertrauten als verwöhnte Kinder des guten Gottes. Bei einer solchen Weite des Herzens ist es leicht verständlich, dass er eine tiefe Beziehung zum heiligen Josef  hatte und ihm in der Providence eine besondere Verehrung erwies.

Der hl. Josef und der Pfarrer von Ars können uns helfen, bei unseren Sorgen und Nöten, besonders in den Familien, im Gottvertrauen zu wachsen und die Lösung unserer scheinbar unlösbaren Probleme, auch in der Weitergabe des Glaubens, vom Herrn zu erwarten. Er wird uns nie enttäuschen.
7.12.2022 ih

° Aus: Joseph Vianey, Le Bienheureux Curé d’Ars, 1923, S.62, übers. ih