Erscheinung des Herrn 2023

„Und siehe, der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her bis zu dem Ort, wo das Kind war; dort blieb er stehen. Als sie den Stern sahen, wurden sie von sehr großer Freude erfüllt.“ Mt2,9f

„Seht doch, es ist der Glaube, der uns fehlt … Wenn man nicht glaubt, ist man blind. Wer nicht sieht, erkennt nicht; wer nicht erkennt, liebt nicht.“ °Pfr. von Ars

Sterne faszinieren. Der Stern aber, den die Sterndeuter aus dem Osten gesehen haben, erfüllte sie mit sehr großer Freude. Lange waren sie in großer Sehnsucht  unterwegs, um den neugeborenen König der Juden zu finden. Fragen über Fragen tauchen da auf. Warum wollen sie ein neugeborenes Kind als König eines anderen Volkes sehen? Warum nehmen sie dazu so viele Mühen auf sich? Warum werfen sie sich vor einem kleinen Kind in armseliger Umgebung nieder und beschenken es überreich?

Menschlich ist es nicht zu verstehen. Es muss sie wohl etwas berührt haben, was weit über das Irdische hinausgeht. Ihre anbetende Verehrung und reichen Geschenke für das kleine Kind, das eben nicht im Haus des Herodes geboren wurde, zeigen, dass sie in Ihm mehr als den kommenden König in einem fremden Land erkannt haben. Auch die armselige Umgebung des Kindes hat ihren Glauben nicht erschüttern können, dass dies der neugeborene König sei.

Dieser Glaube der Sterndeuter ist unfassbar, stellt aber auch uns eine Frage nach unserem Glauben.

Die Hohepriester und Schriftgelehrten des Volkes wussten, dass in Bethlehem ein Fürst  hervorgehen wird, der Hirt des Volkes Israel. Sie haben bereitwillig den Sterndeutern den Ort Betlehem genannt, ohne aber sich selbst auf den Weg zu machen, was ebenfalls unfassbar ist. Seit Jahrhunderten wartet das Volk auf diesen Hirten und nun gehen sie nicht hin, um selbst zu sehen, ob sich endlich die Verheißung erfüllt hat.

Und der König Herodes spricht nur in  hinterhältiger Weise davon, dass er dort hingehen und dem Kind huldigen will. Unfassbar ist auch dieses Nicht-verstehen-können.

Der Pfarrer von Ars weiß, dass ein Mangel an Glauben zu Blindheit führt. Dieses Thema kommt in seinen Predigten häufig vor. Die große Gefahr besteht, dass der Mensch immer wieder in seinem Glauben seine eigenen Ideen verwirklicht sehen will und nicht mehr für die Botschaft Gottes offen ist. Glaube bedeutet nicht, irgendetwas zu wissen, was anderen verschlossen ist. Glaube ist eine innige Beziehung mit Gott oder zumindest eine Sehnsucht danach, verbunden mit der Bereitschaft sich immer wieder neu von Gott anrühren und führen zu lassen. Das durchkreuzt oft gewaltig die  eigenen Vorstellungen und Pläne. In einem tiefen Glauben können Menschen dann aber auch in der Gnade des Herrn standhalten, sowie die Sterndeuter in allen Hindernissen den Weisungen von oben gefolgt sind. So wurden sie auch zum Retter des Lebens des Neugeborenen Kindes, als sie nach der Weisung im Traum nicht  zu Herodes zurückgekehrten. Der Glaube schenkt Leben und Freude!  Jesus kam auf die Welt, um Leben zu schenken. Bitten wir mit den Sterndeutern  und dem Pfarrer von Ars um einen tiefen lebendigen Glauben, damit der Herr auch uns mit Freude erfüllen und durch uns Leben schenken kann.

13.12.2022 ih.

Aus: Jean-Marie Vianney Pfarrer von Ars, hrsg. Bernard Nodet, 1959, S.80