Allerheiligen 1.11.2023

„Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich.“ Mt 5,3

„Ich trage Ihn nach rechts, er bleibt rechts! Ich trage Ihn nach links, er bleibt links!“ °Pfr. von Ars

Die Seligpreisungen hören wir immer wieder neu mit großer Bewunderung, aber mit einer gewissen Scheu. Die Worte des Herrn zu leben, scheint uns schier unmöglich zu sein.
„Einschlafen dürfen, wenn man das Leben nicht mehr selbst gestalten kann, ist Trost für alle“. So kann man manchmal auf Todesanzeigen lesen. Über sich selbst verfügen können, ist uns ganz wichtig. Abhängigkeit von anderen ist sehr schmerzlich. Dann sind wir arm, auch wenn wir gut versorgt werden.
Hören wir in den Seligpreisungen doch mal nicht zuerst eine Weisung für unser Leben, sondern eine Aussage des Herrn über Sich selbst.
Der Pfarrer von Ars hat dieses Geheimnis tief erkannt. Die Armut des Lebens Jesu von der Geburt bis zum Tod wird oft betrachtet. Ab Seiner glorreichen Himmelfahrt scheint die Armut überwunden zu sein. Er ist endlich bei Seinem Vater in der Herrlichkeit.
Aber Jesus Christus ist doch auch bei uns geblieben in einem kleinen Stück Brot, in der Hostie. Hier auf der Erde liefert er sich total dem Menschen aus. Vianney hat das in der einfachen Geste gesehen, wenn er den Kelch an eine andere Stelle trägt. Ja, es geht noch weiter. Wenn der Herr in der Hostie unwürdig empfangen wird, wehrt Er sich nicht. Aber auf göttliche Weise leidet Er darunter, was wir uns nicht vorstellen können.
Der Herr liefert sich dem Menschen total aus. Das ist Seine Armut über Tod und Auferstehung hinaus. Gleichzeitig ist es Seine Einladung an uns. Wir brauchen keine Angst haben, wenn wir uns Gott ausliefern, der Sich uns ausliefert. Das bezieht sich auch auf unser ganzes Leben, unsere Mitmenschen, unsere Umgebung.
Sehen wir in all unseren Kreuzen, die wir nicht ändern können, doch nicht zuerst die widrigen Lebensumstände, sondern die liebende Führung des Herrn, ja mehr noch Seine unaufhörliche Nähe. Er bleibt immer bei uns, selbst wenn wir uns von Ihm abwenden. Er trägt mit uns alles Schwierige, freut sich über alles, was uns gelungen ist. Wir leben schon jetzt in Seinem Reich, auch wenn uns das oft nicht bewusst ist.
Im Herrn, in Seiner Kraft können wir teilnehmen an Seiner Armut, sodass die Herrlichkeit des Vaters auch jetzt schon ein wenig durch uns in unserer Umgebung aufleuchten kann. Das ist wahrhaft eine herrliche Perspektive für unser ganzes Leben.
Der Pfarrer von Ars, der dies überzeugend gelebt hat, wird uns helfen, die eigene Angst vor Armut zu überwinden, sodass wir uns ganz dem Herrn überlassen können.
14.10.2023 ih

° Aus: Jean-Marie Vianney Pfarrer von Ars, hrsg Bernard Nodet, 1959,137