7. Sonntag im Jahreskreis 19.02.2023 Lesejahr A

„Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Kinder eures Vaters im Himmel werdet; denn er lässt seine Sonne aufgehen über Bösen und Guten und er lässt regnen über Gerechte und Ungerechte.“ Mt 5, 44f

„Wenn wir wollen, dass Gott uns verzeiht, müssen wir unseren Feinden verzeihen.“° Pfr. von Ars

Das Gebot der Feindesliebe ist menschlich völlig unverständlich. An dieser Schnittstelle erkennen wir am deutlichsten die große Distanz zwischen menschlichem und göttlichem Denken und Handeln. Jesus aber ist gekommen, um uns in die Vollkommenheit des himmlischen Vaters mitzunehmen und kann uns daher auch dieses Gebot nicht vorenthalten. Wir alle sind wegen unserer Sünden Feinde Gottes und hätten keinerlei Chance auf Rettung, wenn Gott uns nicht trotzdem verzeihen und lieben würde.

„Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat (Joh 3,16).“

In diesem göttlichen Maß der Liebe hat Jesus gelebt und lädt uns ein, mit Ihm in dieses Leben einzutreten.

Sehr beeindruckend waren die Worte Swjatoslaws Schewtschuks, Großerzbischof von Kiew der Ukrainisch-Katholischen Kirche, in einer seiner täglichen Videobotschaften am Beginn des Krieges gegen die Ukraine, in der er sinngemäß sagte, dass es in der jetzigen Situation sehr schwer sei, den Feinden zu vergeben Aber die Verzeihung ist der Anfang des Sieges.

Diese Aussage unter großem Leid und Tränen ist Wegweisung nicht nur für die Ukrainer selbst, die unmittelbar betroffen sind, sondern für alle. Auch die Menschen der Ukraine sind dazu nicht von Anfang an fähig, aber manche ringen darum, auch im auch Bewusstsein, dass sie dazu vielleicht viele Jahre brauchen.

Der Pfarrer von Ars hat die Feindesliebe nicht nur gepredigt, sondern bei jeder nur möglichen Gelegenheit auch gelebt.
„Eine ehemalige Pensionsärin der Vorsehung hatte im Waisenhaus Wäsche gestohlen und in der Sakristei Geld. Sie wurde festgenommen, verurteilt und eingekerkert. Vianney hatte sich vergeblich bemüht, sie vor dieser entehrenden Strafe zu bewahren. Aus dem Gefängnis entlassen, kam sie zum Pfarrer von Ars und flehte ihn um seine Hilfe an. Er nahm  sich ihrer an, gab ihr Kleider und gewährte ihr Unterstützung“°²

Es gibt viele ähnliche Beispiele im Leben des Heiligen Pfarrers  gerade für die, die ihm Übles angetan hatten. Er ist Christus ähnlich geworden, ja ganz mit Ihm vereint und zeigt uns, dass es möglich ist, die Feinde zu lieben und ihnen Gutes zu tun. Dieses Gebot kann nur in der Gnade des Herrn, in einer engen Verbindung mit Ihm erfüllt werden. Sonst würden wir scheitern.

Suchen wir mit dem Pfarrer von Ars bei allen Anfeindungen jeglicher Art beim Herrn Zuflucht, dass Er uns in Seine Liebe hineinnehme, die keinen ausschließt.

19.02.2023 ih

ˆAus: Bernard Nodet, Jean-Marie Vianney Pfarrer von Ars, 1959, S.273

°²  Francis Trochu, Der Pfarrer von Ars,2011, S.412