6. Sonntag der Osterzeit 14.05.2023 Lesejahr A

„Und ich werde den Vater bitten und er wird euch einen anderen Beistand geben, der für immer bei euch bleiben soll, den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht und nicht kennt.“ Joh 14, 16f

„Was tut unser Herr im Himmel? Er denkt an uns... Er bittet für uns … Er ist unser Fürsprecher. Sagt doch der heilige Johannes: Wenn einer sündigt, erinnere er sich daran, dass er im Himmel einen Fürsprecher hat, Jesus Christus.“ ° Pfr. von Ars

Der Herr bittet für uns im Himmel, nicht um irgendetwas, was wir uns vielleicht wünschen würden, sondern um den Heiligen Geist, den Geist der Wahrheit. Alles andere ist nicht wesentlich, ja ist nichts. Den Jüngern hat der Herr vorgehalten, dass sie bis jetzt noch um nichts in Seinem Namen gebeten haben (Joh 16,24). Und doch hatten sie schon Bitten vor Ihn getragen, so zum Beispiel um die Plätze rechts und links neben Ihm in Seinem Reich (Mt 20, 21).
In Zusammenhang mit den Worten Jesu vor und nach dem heutigen Abschnitt des Evangeliums eröffnet sich eine Weite, die unser Denken schwindelerregend übersteigt. Der Herr wird alles tun, um was wir in Seinem Namen bitten, damit der Vater im Sohn verherrlicht wird (Joh 14,13). Jesus also ist der Handelnde.
Aber ebenso gilt auch, dass der Vater im Namen Jesu den Beistand, den Heiligen Geist senden wird, der uns alles lehren und an alles erinnern wird, was der Jesus uns gesagt hat. Nun ist der Vater der Handelnde. Es ist ein Fließen von Bitten, Empfangen und Handeln zwischen dem Vater und dem Sohn sowie dem Sohn und dem Vater im, mit und durch den Heiligen Geist.
Jesus steht also in einer völligen Abhängigkeit, aber ebenso in einer völligen Einheit mit dem Vater im Bitten, Empfangen und Geben. Dies gilt aber ebenso vom Vater, immer im Heiligen Geist.
Wenn der Herr uns verkündet: Bittet und ihr werdet empfangen, damit eure Freude vollkommen ist (Joh 16, 24), dann ist das eine Einladung zur Teilnahme am Leben des Dreifaltigen Gottes, ein Hineintreten in das Mysterium von Bitten, Empfangen und Schenken, nicht irgendetwas, sondern ganz sich selbst im Heiligen Geist.
Da Jesus die Wahrheit ist, die Lüge aber Sünde ist, bittet Er unaufhörlich für uns beim Vater um den Geist der Wahrheit, der uns aus der Sünde herauszieht. Wenn wir uns bittend in das Gebet Jesu einfügen, so zieht Er uns aus der Sünde heraus in Sein Leben mit dem Vater im Heiligen Geist.
Der Pfarrer von Ars hatte eine ganz tiefe Beziehung zur Allerheiligsten Dreifaltigkeit. Er wusste sich und seine Gemeinde gehalten vom Herrn, der immer an uns denkt, immer für uns eintritt. Der Herr kennt unsere Schwachheit und weiß, dass trotz aller guten Vorsätze wir jeden Tag fallen, von Seiner Wahrheit abgleiten und ohne Seine ständige Gegenwart und Fürsprache den Weg, der Er selber ist, nicht gehen können. Nur mit dem Herrn können wir den Weg der Demut gehen, unsere Abhängigkeit in Freude von Ihm und dem Vater im Heiligen Geist annehmen und so immer mehr schon jetzt und hier in das göttliche Leben hineingezogen werden. Der Pfarrer von Ars wird uns dabei ebenso helfen, wie er seiner Gemeinde auf diesem Weg geholfen hat.
20.04.2023 ih

°Aus: Jean-Marie Vianney Pfarrer von Ars, hrsg. Bernard Nodet, 1959, S.58