5. Sonntag im Jahreskreis 5.02.2023 Lesejahr A

„Ihr seid das Licht der Welt … So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Taten sehen und euren Vater im Himmel preisen.“ Mt 5,14;16

Dieses Vertrauen auf Gott (in der Providence) war unbegrenzt, blind, kindlich…Eine Person fragte sie (die Vorsteherinnen der Providence) nach der Anzahl ihrer Kinder, und sie antworteten mit dem zuversichtlichsten Tone: „Das wissen wir nicht.“ „ Wie das wissen Sie nicht?“ „Ganz gewiss nicht; Gott weiß das und das ist genug.“ Ganz überrascht bemerkte die Person, welche meinte, das heiße, die Statistik doch zu sehr verachten: „Aber wenn denn eine ihrer Zöglinge sich entfernte?“ „‚O,“ war die Antwort, „das würden wir schon gleich bemerken, dafür kennen wir sie alle zu genau und beschäftigen uns zu viel mit Ihnen.“ °

 „In ihm war das Leben und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht leuchtet in der Finsternis und die Finsternis hat es nicht erfasst… Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf“ (Joh 1,4f; 11).

Der Herr selbst ist also das Licht und bezeugt nun Seinen Jüngern, die noch in Dunkelheit von Sünde und Unvollkommenheit gefangen sind, dass sie das Licht der Welt sind. Eine schier unglaubliche Zusage.

Die Gnade, Licht der Welt zu sein, ist allein Geschenk Gottes, der selbst Licht ist. Der Mensch in seiner Freiheit ist eingeladen, dieses Geschenk anzunehmen und zu leben. Denn Licht und Leben im Herrn sind eins.

Der Glaube an Jesus Christus allein reicht nicht, um Licht zu sein. Seine Botschaft muss das ganze Leben durchdringen und diese Botschaft ist eine Einladung, Gott und den Nächsten zu lieben und diese Liebe im Leben aufscheinen zu lassen.

Viel wurde über der Providence des Pfarrers von Ars geschrieben und als Musterbeispiel seines  caritativen Einsatzes gewürdigt. Aber es war mehr als nur Hilfe in großer Not. Jean-Marie Vianney hat den Kindern eine neue Hoffnung geschenkt, indem er ihnen Gottes Liebe durch seine Verkündigung, geistliche Leitung und Hilfe zu einem selbstständigen Leben erwiesen hat. Ein Schulinspektor der Providence war beeindruckt über die Tugend der Mädchen in „Einfachheit, Bescheidenheit, Uneigennützigkeit und aufrichtiger Frömmigkeit“. Leider hat das Wort Tugend heute keinen besonders guten Klang mehr. Tugend hatte ursprünglich Tauglichkeit für das ganze Leben bedeutet und wurde erst später auf den sittlichen Bereich beschränkt. Der Kern der Tüchtigkeit der Mädchen lag für ihr ganzes Leben in der Liebe zu Gott, die ihnen durch die Liebe des Pfarrers von Ars und die drei Vorsteherinnen der Providence vermittelt wurde.°²

Die Mädchen waren so im Herzen ihrer Vorsteherinnen beheimatet, dass jede einzelne ihren eigenen Platz hatte, der ihnen Geborgenheit und Sicherheit schenkte. Man musste sie nicht zählen.

So wurde die Providence tatsächlich zu einem Ort des Lichtes mit weiter Ausstrahlung. Der Weg hierzu war  die Hinwendung des Pfarrers von Ars ganz auf den Herrn in einer immer größeren Einheit mit Ihm allein.  Der Pfarrer von Ars war sich seiner Armut vollkommen bewusst und führte so in der Gnade des Herrn auch andere zu einem Leben, in dem Gottes Liebe aufleuchten konnte. Er wird auch uns beistehen, unsere Armut mit Vertrauen zu Jesus Christus zu tragen, der allein unser Leben zu einem Licht für die Welt machen kann.
12.01.2023 ih

°Aus: Alfred Monnin, Leben des im Jahre 1859 im Rufe der Heiligkeit verstorbenen Pfarrers von Ars, Joh. Bapt. Maria Vianney, 1. Bd. 1863, S.230.

°² ebenda, S. 228